Ein Gönner will das Milliardenprojekt Stuttgart 21 komplett finanzieren. Mit nur einem einzigen Geldschein. Eine Glosse.

Stuttgart - Zwanzig Milliarden sind eine enorme Summe. Da sind die bisher für Stuttgart 21 veranschlagten 4,3 Milliarden Euro nur ein Bruchteil. Leser Matthias M. will da nicht so sein. Er finanziert das Großprojekt quasi aus der Portokasse seiner Großmutter, die war einst vielfache Milliardärin und hat ihr Geld zusammengehalten, wie man im Schwäbischen gern sagt. Mit dem stattlichen Geldbetrag wäre ohne Zweifel eine eigenständige ICE-Strecke auf den Fildern zu stemmen, eventuell sogar mit goldenen Schienen. Die Bahn könnte auch alle Tunnel mit italienischem Marmor verkleiden oder kostenlos Kaffee in allen Zügen ausschenken. Die Kostenfrage hätte sich ein für alle Mal geklärt, Stuttgart 21 wäre ein Milliardengrab – für das keine müde Mark öffentlichen Geldes ausgegeben werden müsste.

 

Es blieben sicherlich noch ein paar Tausender übrig, um dem Spender oder seiner Großmutter ein Denkmal zu setzen. Auch die Übergabe des Barvermögens ist unproblematisch, ein Briefumschlag reicht. Freilich hat der Enkel der Wohltäterin bisher nur einen eingescannten Geldschein an den OB geschickt, der auf der Rückseite einen Hauptbahnhof zeigt und auf der Vorderseite einen Gutschein über zwanzig Milliarden Mark. An der Echtheit besteht kein Zweifel, dafür bürgt die Unterschrift des Präsidenten der Reichsbahndirektion. Doch der Teufel liegt nicht im Detail, sondern im Kleingedruckten. Der 20-Milliarden-Schein kann bei der Eisenbahnhauptkasse eingelöst werden und – man höre und staune – wird, wenn die gegenwärtige Bargeldknappheit beendet ist, in bar ausgezahlt. Die freilich ist längst passé.

Über den Daumen gepeilt – zwei Mark gleich ein Euro – wären das zehn Milliarden Euro. Da kann die Bahn nur froh sein, dass die Mark 1923 keine D-Mark war, denn sonst gebe es wohl nicht mal mehr einen kalten Kaffee für die Bahnbosse.