Die Bahn versucht, im Netz witzig zu sein. Ein von ihr publizierter Spot nimmt dabei Anleihen an gut abgehangenen Kinofilmen. Am Ende verschwindet das Filmchen wieder sang- und klanglos, angeblich mit Blick auf den Wintersturm Burglind.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stutttgart - Die Deutsche Bahn hat Qualitäten. So ist der Staatskonzern in der Lage, die Zeit nahezu beliebig zu dehnen. Eine auf drei Stunden angesetzte Reise kann schon mal gut das Doppelte in Anspruch nehmen. Zudem hat sie sich im Rahmen ihrer Durchsagen einen bleibenden Verdienst um die Weiterentwicklung der englischen Sprache erworben. Die Bordgastronomie wiederum hat breiten Bevölkerungskreisen die Vorzüge warmen Biers und kalten Kaffees nähergebracht.

 

Mehrfach abgekupfert

Als weniger geglückt muss nun aber die Hinwendung der DB zum Filmschaffen gewertet werden. Züge spielten auf der Leinwand immer schon eine Rolle. Erinnert sei an den Mord im Orient-Express. Während dieses Werk auf längst vergangene Tage des glamourösen Reisens Bezug nimmt, liefert die Bahn mit ihrem aktuellen Streifen einen Beitrag zu den zuletzt steigenden Geburtenraten ab. In einem Internetclip ruft die Bahn den 8. Januar zum „fruchtbarsten Tag des Jahres“ aus und Paare dazu auf, mal wieder „zusammen zu kommen“. Dabei macht der Neuling im Filmgenre Anleihen bei Woody Allen, bei dem auch schon Spermien sprachen. Das beziehungsreiche Bild vom in den Tunnel tauchenden Zug gab es bereits im Klamauk der „Nackten Kanone“ zu sehen. Die Bahn kommt – aber offenbar nicht auf eigene Ideen.

Der Wintersturm fegt den Spot aus dem Netz

Nachdem zuletzt immer häufiger in den sozialen Netzwerken auf diesen Zug aufgesprungen worden ist und die Besprechungen nahezu einhellig ausfielen, haben die Nachwuchsfilmemacher der Bahn den Film wieder aus dem Netz genommen. Aber nicht der Gegenwind in der öffentlichen Wahrnehmung sei ursächlich sondern der Wind, den Tief Burglind durchs Land hat fegen lassen, weswegen viele „nur mit Beeinträchtigungen reisen können“ begründete die Bahn den ungewöhnlichen Schritt auf twitter. Damit hat der Wintersturm nicht nur den Schienenverkehr beeinträchtigt sondern auch das Filmschaffen der Bahn umgepustet. Der Schuss jedenfalls ging nach hinten los.