„Läuft bei dir“ ist zum „Jugendwort des Jahres“ gekürt worden. Was immer das heißen mag. Die StZ-Autorin Julia Schröder hat keine Angst vor Peinlichkeit und versucht es selbst mal mit ein paar „Jugendwörtern“.

Stuttgart - Es ist wieder so weit. Das Jahr geht in den Endspurt, und die Sprachkundler geben alles. Die einen küren das „Wort des Jahres“, die anderen das „Unwort“, brennende Sorge um das Gemeinwesen und den Geist bzw. Ungeist des Gegenwartsidioms (nicht etwa schnöder Geschäftssinn) treibt sie allesamt. Ganz vorn dran: der Langenscheidt Verlag, zurzeit eher auffällig mit dem Versuch, die gelbe Farbe seiner Wörterbuchumschläge juristisch schützen zu lassen, und sein „Jugendwort des Jahres“. 2014 ist das – nach „Babo“ 2013 und „Yolo“ 2012 – „Läuft bei dir“.

 

Nie gehört? Was soll’s. Genau genommen handelt es sich ja auch nicht um ein Wort, sondern um drei Wörter. Aber hey, es geht um Jugend, große Mangelware unserer Zeit, wer wird es da schon so genau nehmen? Chillt eure Nippel, Dudes, bleibt mal cremig! Spacken und stressieren ist hier null kein Stück cool. Die endkrassen Homies von der Langenscheidt-Jury sind übelst keksi und voll laser, isso. Also Maul, ihr Schnipsstreber, besorgt euch’n Leben!

„100 % Jugendsprache 2015“ heißt die Broschüre, der wir die vorangegangenen Formulierungen entnehmen. Schon vor Wochen hat der Verlag dieses „Buch zum Jugendwort des Jahres“ herausgebracht. Wer als Nicht-mehr-Jugendlicher gern einmal sehr, sehr peinlich sein und sich bei eigenem oder fremdem Nachwuchs für immer unmöglich machen möchte, ist mit dieser Sammlung gut bedient. Alle anderen trösten sich mit dem Gedanken, man müsse, wie das Volkslied weiß, „doch der Jugend, der Jugend ihren Lauf“ lassen. Ach ja: „Läuft bei dir“ bedeutet etwa „Du hast Glück“. Soll aber ironisch gemeint sein.