Ein Wahlplakat der Stuttgart Grünen zur Kommunalwahl zeigt eine Stadtbahn auf Abwegen. Der Zug ist auf dem verkehrten Gleis unterwegs. Strebt die Öko-Fraktion den Linksverkehr an, fragt sich StZ-Redakteur Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Entgleisungen aller Art gehören zum politischen Alltag. Gerade im Wahlkampf wimmelt es nur so von wichtigen Weichenstellungen, grünen Signalen – und der eine oder andere gibt auch den Prellbock, wenn es darum geht, dem politischen Gegner zu zeigen, dass der Zug längst abgefahren ist.

 

Wahlkampfwerbung mit Schönheitsfehler

Was läge da näher, als sich auch auf den Wahlplakaten mit schienengebundenen Verkehrsmitteln zu schmücken – gerade dann, wenn sie, wie die Stuttgarter Stadtbahn, hohes Ansehen in der Bevölkerung genießen? Auf diesen Zug sind jetzt die Rathaus-Grünen aufgesprungen: Ihre Beteuerung, sie hätten auch ein Herz für große Wagen, zeigt eine Stadtbahn der Linie U 15. Doch der kluge Zug der Wahlkämpfer hat einen kleinen Schönheitsfehler. Er kommt als Geisterfahrer daher. Die Bahn ist auf dem Stadteinwärtsgleis angeblich in Richtung Ruhbank unterwegs. Ein Blick ins Wahlprogramm der kommunalpolitischen Linksfahrer enthält jedoch keinen Hinweis darauf, dass sich die Grünen die Einführung des Linksverkehrs auf die Fahnen geschrieben hätten.

Stammheimer Sorgenfalten

Schweres Stirnrunzeln hat das Plakat in Stammheim ausgelöst, dem fahrplanmäßigen Ziel des 15ers. Dort wähnt man sich auf dem Weg Richtung Abstellgleis. Den Grünen sei Stammheim als Fahrziel zu wenig attraktiv, mutmaßt der Bürgervereinsvorsitzende von Stuttgarts nördlichstem Stadtbezirk. Und auch hier gilt, dass früher alles besser war. Da fuhr noch der Fünfer nach Stammheim und fand Eingang ins musikalische Schaffen von Wolle Kriwanek. Den Linientausch haben aber nicht die Grünen zu verantworten. Das haben die  Stuttgarter Straßenbahnen entschieden. Deren Logo haben die Wahlplakatmacher sicherheitshalber vom Zug entfernt.