Ab Freitag werden die ersten Christbäume verkauft, in gut fünf Wochen ist schließlich schon Weihnachten. Das reißt StZ-Autor Wolfgang Schulz-Braunschmidt aus den schönsten Tagträumen.

Stuttgart - Es gibt sie, diese Augenblicke, die einen brutal aus den schönsten Tagträumen reißen. Wie gestern, beim Anblick dieses plötzlich am Straßenrand auftauchenden unschuldig-unscheinbaren blassgelben Schildes: „Weihnachtsbäume ab dem 23. November“. WEIHNACHTEN! BÄUME! ADVENT! Um Himmels willen, in gut fünf Wochen ist Heiligabend. Schöne Bescherung.

 

Natürlich, wir schenken uns auch in diesem Jahr so gut wie nichts. Und erst recht keine Zwangsbeglückungen, keine Krawatte für Onkel Gustav, keine Lavendelseife für Tante Hilde, keine Pantoffeln für Opa, kein Heizkissen für Oma, weder Parfüm noch Pullunder für sie und ihn. Bloß kein blinder Konsumrausch, schließlich sind wir alle auf- und abgeklärte Verbraucher. Auf keinen Fall eine schöne Bescherung.

Aber ein wenig darf es schon sein. Ein perfekt zu Person und Persönlichkeit passendes Geschenk – originell, aber gediegen und trotzdem genial. Bloß eine Kleinigkeit fürs große Gefühl unterm Baum – ABER WAS? Eine schöne Bescherung.

Ach ja, der Weihnachtsbaum. Nur eine fade Fichte oder eine aufrechte Nordmanntanne? Biobäumle oder Plantagenzögling? Weiß- oder Blautanne? Deutsch oder dänisch? Klein, Halbhöhe oder groß? Bienenwachskerzen oder elektrische? Mit oder ohne Lametta? Wunderkerzen? Doch wo ist überhaupt der Christbaumständer? Schöne Bescherung.

Aber keine ohne Gutsle: Lebkuchen, Zimtsterne, Makronen, Pfeffernüsse, Spritzgebäck, Spekulatius. Alles bereits in der Blechdose? Ist der Christstollen nach dem 378 Jahre alten Familienrezept auch nicht schon zu lange im Backofen? Noch eine schöne Bescherung. Weihnachten ist eben vor Weihnachten (fast) am schönsten.