Der Oberbürgermeister schlägt vor, die Sozialdezernentenstelle zu beschneiden. Doch dann würde die Politikerin nicht mehr kandidieren.

Göppingen - Eben noch schien der Plan des Göppinger Oberbürgermeisters Guido Till, die Stelle des Sozialbürgermeisters zu beschneiden, vom Tisch. Sie muss neu ausgeschrieben werden, weil die Amtsinhaberin Gabriele Zull als Oberbürgermeisterin nach Fellbach wechselt. Doch nur eine Woche, nachdem sich die Stadträte und Till in einer nicht öffentlichen Sitzung des Ältestenrates darauf geeinigt hatten, die Stelle wie gehabt mit der Funktion des Ersten Bürgermeisters auszuschreiben, ist die Übereinkunft bereits wieder hinfällig und es gibt neuen Ärger.

 

Till überraschte die Räte Insidern zufolge in der jüngsten Ältestenratssitzung mit einer Variante seines ursprünglichen Vorschlags: Die Stelle solle nicht als Erste Bürgermeisterstelle ausgeschrieben werden. Stattdessen solle man die Funktion dem Baubürgermeister Helmut Renftle übertragen. Auf diese Weise könne dieser seine Amtszeit um bis zu fünf Jahre verlängern.

Stadträte sind misstrauisch

Viele Stadträte mutmaßen, dass es Till bei dem Vorschlag mehr darum geht, die Kandidatur der Schwäbisch Haller Sozialbürgermeisterin Bettina Wilhelm zu verhindern. Diese hat bereits Interesse angemeldet, will aber nur antreten, wenn sie in Göppingen Erste Bürgermeisterin werden kann. Die parteilose Politikerin ist vielen noch aus dem letzten OB-Wahlkampf in Stuttgart bekannt. Dort hatte sie für die SPD kandidiert. Wilhelm gilt als erfahren und selbstbewusst, viele sehen in ihr eine mögliche Nachfolgerin für Till, wenn dessen Amtszeit in vier Jahren ausläuft. Allerdings soll der 61-Jährige mit dem Gedanken an eine dritte Amtszeit spielen.

Im Rathaus will man dazu keine Stellungnahme abgeben. Tills Sprecher Olav Hinrichsen wies darauf hin, dass der Ältestenrat nicht öffentlich sei. Die Verwaltung äußere sich deshalb inhaltlich nicht dazu. In der Sitzung sei es lediglich darum gegangen, die Stadträte über alle Alternativen zu informieren, dazu sei die Verwaltung verpflichtet. Jetzt sei es an den Fraktionen, sich eine Meinung zu bilden und entsprechend zu entscheiden. Auch Renftle will nichts zu der Debatte sagen: „Ich kann weder etwas bestätigen noch dementieren.“

Amtszeit würde sich verlängern

Umso mehr haben dagegen die Stadträte zu sagen. Viele zeigten sich am Freitag empört, dass die bereits getroffene Vereinbarung infrage gestellt worden sei. Es sei bedauerlich, dass sich ein so fähiger Baubürgermeister wie Renftle für eine derartige Scharade hergebe, hieß es. Denn letztlich gehe es Till weniger darum, den Baubürgermeister länger zu behalten, sondern darum, Bettina Wilhelm zu verhindern.

Tatsächlich darf Renftle wegen der bisher geltenden Altersgrenze nur noch drei Jahre lang arbeiten, bis zu seinem 68. Geburtstag. Würde er zum Ersten Bürgermeister gewählt, würde seine Amtszeit aber von Neuem zu laufen beginnen, und eine Gesetzesänderung käme zum Tragen. Dadurch könnte er dann theoretisch bis 73 arbeiten. Im Ältestenrat soll er angekündigt haben, er würde am liebsten bis 70 arbeiten, also zwei Jahre länger als es ihm bisher möglich ist.

Das Thema soll erst in einigen Wochen öffentlich diskutiert werden, wenn es um die offizielle Stellenausschreibung geht.

Info: „In einer früheren Version der Meldung war die Rede von einer Erkrankung des Baubürgermeisters Renftle, das war unzutreffend und die Redaktion entschuldigt sich für dieses Versehen.“