Die Fassade der Uhland-Realschule wird saniert. Dazu ist das Gebäude komplett in Folie verpackt und erinnert viele Passanten an ein Kunstwerk von Christo. Bis zum Ende des Jahres sollen die Arbeiten für 1,8 Millionen Euro fertig sein.

Göppingen - Schon 116 Jahre hat die denkmalgeschützte Uhland-Realschule im Göppinger Stadtzentrum auf dem Buckel und sie musste noch nie in großem Stil saniert werden. Mal wurde das Dach neu eingedeckt, die Toiletten wurden umgebaut und andere Kleinigkeiten, das war’s – bis jetzt. Für insgesamt 1,8 Millionen Euro lässt die Stadt jetzt die gesamte Fassade der ehemaligen Jungenschule richten, bringt den Brandschutz auf Vordermann und schließt das Projekt mit Malerarbeiten und Lärmschutz in den Fluren ab.

 

Für viele Bürger ist das Großprojekt zurzeit der Hingucker in der Innenstadt, denn um Schüler oder Passanten nicht zu gefährden, haben die Bauarbeiter das Gebäude komplett verhüllt. Nun sieht es ein bisschen wie ein Christo-Kunstwerk aus. Eine Spezialfirma aus Würzburg wird die Fassade bis November in Ordnung bringen: Sie wird mit Wasser abgestrahlt und gereinigt, lose Teile werden aus den Fugen entfernt, abbröckelnde Stellen ersetzt. Danach soll der Klinkerfassade, die sich aus Backsteinen, Sandstein und Buntstein zusammensetzt, ihr Alter und ihre Geschichte immer noch anzusehen sein, doch sie wird wieder in neuem Glanz strahlen. „Wir wollen dem Altbau seine Würde lassen“, erklärt der Architekt René Stohrer. Tatsächlich ist den Bauarbeiten ein jahrelanger Planungsprozess vorangegangen. Es gab viele Absprachen mit dem Landesdenkmalamt, aber auch mit Brandschutzexperten.

Brandmeldeanlage vom Keller bis zum Dach

Zur Fassadensanierung gehört zu guter Letzt auch noch ein Austausch der Fenster an der Markt- und der Burgstraße. Dort wurden in der Vergangenheit zum Teil Glasbausteine eingesetzt, um den Lärm der Straßen zu verringern. Jetzt werden Holzfenster mit Sprossen eingesetzt, die ebenfalls vor Schall schützen.

Um für den Brandschutz nicht allzu tief in die Gebäudesubstanz eingreifen zu müssen, setze man vor allem auf die Technik, berichtet Stohrer. Eine Brandmeldeanlage vom Keller bis zum Dach alarmiert im Fall des Falles sofort die ganze Schule. Deshalb könne auf den heute geltenden Standard F 90 verzichtet werden. Danach muss ein Gebäudeteil einem Feuer 90 Minuten trotzen, bevor er Flammen fängt.

Bauarbeiter sind auch samstags da, damit der Umbau schnell voran kommt

Wegen der schnellen Alarmierung reichen an der Schule 30 Minuten aus. Dazu werden die Träger und Stützen mit einer Brandschutzschicht versehen, es werden gläserne Brandschutztüren in den Treppenhäusern eingebaut und die Klassenzimmer bekommen Durchgänge zu den angrenzenden Räumen. Diese dienen als zweiter Fluchtweg, sollte ein Abschnitt des Treppenhauses nicht mehr zugänglich sein.Die Türen an den Durchgängen haben Panikbeschläge, das bedeutet, sie lassen sich von innen stets öffnen, selbst wenn sie von außen abgeschlossen wurden.

Die groben Arbeiten sollen in den Sommerferien abgeschlossen werden. Wie der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle berichtet, arbeiten zurzeit acht Firmen, zum Teil auch samstags, in der Schule. Alles wird sich in den sechseinhalb Wochen freilich nicht erledigen lassen. Ganz fertig soll die Sanierung zum Ende des Jahres sein. Die Schulleiterin Siglinde Hailer hat sich deshalb bereits damit abgefunden, dass das neue Schuljahr nicht ganz einfach beginnt. „Aber wir sind natürlich froh, dass das jetzt gemacht wird“, sagt sie. Zumal die Flure und Klassenzimmer zum Schluss auch noch einen neuen Anstrich verpasst bekommen und die Flure mit schallschluckenden Decken ausgestattet werden.