Ein neues Gutachten bringt den Standort auf dem alten Neckarwerke-Gelände, der längst aus dem Rennen schien, wieder ins Gespräch. Bevor die Feuerwehr dorthin kann, muss aber noch einiges geprüft werden.

Göppingen - Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten hat die Diskussion über den künftigen Standort der Göppinger Feuerwache noch mal auf den Kopf gestellt. Denn die Untersuchung hat ergeben, dass die Feuerwehr von einem Standort auf dem ehemaligen Neckarwerke-Gelände deutlich schneller bei Einsatzorten in der Innenstadt sein könnte als vom Boehringer-Areal aus, teilweise sogar schneller als vom heutigen Standort in der Friedrichstraße aus. Damit gilt es schon beinahe als ausgemacht, dass Stadt und Feuerwehr ihren alten Plan aufgreifen und die neue Feuerwache auf dem ehemaligen Neckarwerke-Gelände gebaut wird – trotz des Gaskessels der Energieversorgung Filstal EVF nebenan.

 

Integrierte Leitstelle muss andernorts untergebracht werden

Eigentlich hatte die Stadt den Plan bereits aufgegeben, weil die Wache damit innerhalb des sogenannten erweiterten Evakuierungsbereichs liegen würde, falls es bei dem Gaskessel zu einer Störung käme. Inzwischen habe man aber überlegt, dass es sich bei den Feuerwehrleuten schließlich um Experten für genau solche Notfälle handle, die das Gelände nicht unbedingt räumen müssten, erklärt der Göppinger Baubürgermeister Renftle. Lediglich die Integrierte Leitstelle, die Notfalleinsätze im ganzen Kreis koordiniert, könne nicht mit an den neuen Standort umziehen. Für sie, so Renftle, müsste man dann einen neuen Platz suchen, eventuell im neuen Landratsamt. Gespräche mit der Feuerwehr hätten ergeben, dass es nicht so entscheidend sei, wie man anfangs dachte, ob die Leitstelle und die Feuerwache im gleichen Gebäude untergebracht seien, denn es gebe wenig Synergie-Effekte.

Die Gutachter hatten sich im Detail angeschaut, wie lange die Feuerwehrleute bei einer Alarmierung von ihren Wohnungen und Arbeitsorten zur heutigen Feuerwache brauchen und wie lange sie zum Boehringer-Areal und dem Neckarwerke-Gelände brauchen würden. Außerdem hatten sie geprüft, wie lange sie dann von den jeweiligen Standorten zu den Einsatzorten in der Innenstadt brauchen würden. Denn das Land gibt vor, dass die Feuerwehr zehn Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort sein muss. Die Frist wäre mit einer Feuerwache auf dem Boehringer-Areal offenbar nur schwer einzuhalten – es sei denn, die Innenstadt-Feuerwehr würde auf zwei Standorte verteilt, den bisherigen und einen neuen auf dem Boehringer-Areal. „Aber ein Zwei-Wachen-System für die Innenstadt lehnen die Feuerwehrleute ab, das kommt definitiv nicht“, berichtet Peter Melzer, der die Feuerwehr bis vor kurzem noch als kommissarischer Kommandant geleitet hat. Zwar biete eine Aufsplittung Vorteile bei den Anrückzeiten, aber die Feuerwehr sei aus organisatorischen Gründen dagegen.

Auf der Suche nach einem neuen Übungsgelände

Die Innenstadtfeuerwehr hat sich mittlerweile bereits für den Standort Neckarwerke ausgesprochen, ein Votum der Göppinger Gesamt-Feuerwehr fehlt aber noch. Bevor sie abstimmt, müssen noch einige Details geklärt werden. „Für uns ist es ganz wichtig, einen Übungshof zu haben, auf dem wir zum Beispiel auch die Drehleiter ausfahren können“, erklärt Melzer. Doch auf dem Neckarwerkegelände sei dafür nicht genügend Platz. Die Stadt untersuche deshalb zurzeit, ob sich eines ihrer beiden Grundstücke neben dem Wertstoffhof in der Großeislinger Straße dafür eigne. Aus Melzers Sicht stehen die Chancen gut: „Die sind beide etwa 3000 Quadratmeter groß, nicht weit weg von den ehemaligen Neckarwerken, und dort würde man auch keine Anwohner stören.“

Außerdem prüft die Stadt dem Baubürgermeister Renftle zufolge zurzeit auch noch, ob die Anfahrtszeiten zum Neckarwerke-Gelände während der Hauptverkehrszeit noch optimiert werden können. Denn es gibt die Sorge, dass viele Feuerwehrleute auf dem Weg zur – eigentlich für sie nahen – Wache im dichten Verkehr steckenbleiben könnten. Zur Debatte steht deshalb, eine zusätzliche Zufahrt von der Dürerstraße aus zu bauen.