Verbote wie in Ludwigsburg oder Esslingen sind in Göppingen nicht möglich. Im Rathaus arbeitet man nun an Konzepten, um historische Gebäude trotzdem zu erhalten.

Göppingen - Während in der Göppinger Innenstadt derzeit ein Haus nach dem anderen abgerissen wird, diskutiert man im Rathaus, wie man historische Gebäude künftig besser schützen kann. Der Gestaltungsbeirat macht sich dafür stark, mehr für die Erhaltung der Altstadt zu tun. Auch im Bauamt will man sich künftig mehr dafür einsetzen, das klassizistische Stadtbild zu bewahren. In einem Konzept zur Entwicklung der Innenstadt spielt das Thema eine große Rolle.

 

Die Frage ist allerdings, wie sich das umsetzen lässt. Denn Investoren haben in der Regel andere Prioritäten als das Stadtbild – ein Problem, vor dem nicht nur Göppingen steht. Landauf, landab wird immer wieder geklagt, dass immer mehr historische Bausubstanz verloren gehe, weil Investoren vor allem auf die Rendite achteten.

Grünen fordern, Abrisse nur noch mit Genehmigung des Gemeinderats zuzulassen

Die Grünen hatten deshalb den Antrag gestellt, eine Erhaltungssatzung nach dem Vorbild von Städten wie Esslingen oder Ludwigsburg zu erlassen, die den schnellen Abriss historischer Gebäude künftig verbietet. Es solle nichts mehr ohne die Zustimmung des Gemeinderats passieren dürfen, war ihre Forderung, die wohl auch mit Blick auf den geplanten und heftig umstrittenen Abriss des historischen Apostel-Hotels so scharf ausgefallen war.

Doch der Wunsch der Grünen ist der Stadtverwaltung zufolge in Göppingen rechtlich nicht umsetzbar. Denn eine solche Erhaltungssatzung sei ein weitgehender Eingriff in die Rechte von Eigentümern. Die zum Teil immensen wirtschaftlichen Folgen bräuchten eine stichhaltige städtebauliche Begründung. Und genau die sei in Göppingen nicht zu erbringen.

Zu wenig historische Substanz für restriktive Vorschriften

In Städten wie Esslingen und Ludwigsburg gibt es nämlich noch komplett mittelalterliche oder barocke Gebäudereihen, die im Ganzen als schützenswert gelten. In Göppingen dagegen ist – ähnlich wie in Stuttgart – die Gebäudesubstanz eher gemischt. Ganze Straßenzüge aus einer Epoche gibt es kaum.

Die Stadtverwaltung und der Gestaltungsbeirat schlagen deshalb einen anderen Weg vor: Sie wollen alle Gebäude in der Altstadt erfassen, auf ihren historischen Wert untersuchen und eine Karte anlegen, die zeigt, welche Gebäude aus welchem Grund erhaltenswert sind. Weil die Stadt Eigentümern und Investoren nichts vorschreiben kann, will sie bei ihnen Überzeugungsarbeit leisten und sie mit guter Beratung und Konzepten dazu bringen, von vorschnellen Abrissen Abstand zu nehmen.

Stadt will Überzeugungsarbeit bei Investoren leisten

„Es geht dabei um die vielen Gebäude in der Altstadt, von denen immer wieder eines abgerissen wird, ohne dass man es rechtzeitig verhindern kann“, erklärt der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle. Das Ziel sei, bei den Eigentümern ein neues Bewusstsein nicht nur für den wirtschaftlichen, sondern auch für den historischen Wert ihrer Immobilien und ihre Bedeutung für das Stadtbild zu schaffen.

Allerdings, darin sind sich Helmut Renftle und Kurt Werner vom Gestaltungsbeirat einig, sei es nicht das Ziel, jedes Gebäude zu erhalten. „Manche sind im Lauf der Jahrzehnte so oft umgebaut worden, dass kaum noch etwas vom Original erhalten ist“, erklärt Werner. In solchen Fällen sei ein „qualitätvoller Neubau“ oft besser. Das, was eine Stadt lebendig mache, sei ja „das Zusammenspiel von Alt und Neu.“

Derweil steht bereits der nächste große Abbruch an: Die Kreissparkasse plant, das Quartier an der Unteren Marktstraße neu zu gestalten. Dazu werden die bestehenden Gebäude abgerissen. Am Freitag werden die Pläne eines Architektenwettbewerbs vorgestellt. Aus Sicht der Stadt gibt es an dem Vorhaben nichts auszusetzen. „Wir haben die Gebäude untersucht und festgestellt, dass sie nicht erhaltenswert sind“, erklärt Renftle. Es sei kaum historische Substanz erhalten, und die Gebäude seien nicht stadtbildprägend.