Drei Wochen lang beweist Göppingen, wie gut friedliches und respektvolles Miteinander der Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft in der Stadt funktionieren.

Göppingen - Unsere Heimat – eine Welt“ lautet das Motto der diesjährigen interkulturellen Wochen in Göppingen. Der Ehrengast bei der Eröffnung am Mittwochabend im Atrium des Rathauses war die Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Als Kind türkischer Einwanderer ist ihr der Aufstieg in ein hohes politisches Amt gelungen. In diesem Jahr schauen die Veranstalter der interkulturellen Wochen auf zwei Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit zurück. Über diese Zeit hinweg entwickelte sich die Veranstaltungsreihe zu einer Plattform für Begegnung, Dialog und Zusammenarbeit, wie die Göppinger Integrationsbeauftragte Dragica Horvat sagt. Mehr noch: sie seien das Zeugnis einer gelebten Vielfalt in der Stadt und ein klares Zeichen der Zivilgesellschaft für ein friedliches und respektvolles Miteinander.

 

Vom Zusammenleben in der gemeinsamen Welt

Das diesjährige Motto hat Horvat gewählt, weil „wir in unserer relativ sicheren Heimat hautnah mitbekommen, dass auch die tausende Kilometer von uns entfernten Kriege, Naturkatastrophen und Unruhen sehr wohl etwas mit uns zu tun haben und sich auf unser Leben unmittelbar auswirken“. Mehr als je zuvor seien die Menschen gezwungen, sich mit dem globalen Geschehen auseinanderzusetzen und sich zu fragen, in welcher Welt sie leben wollten. Die interkulturellen Wochen könnten dazu einen Anstoß geben.

Bis zum Samstag, 15. Oktober, reiht sich ein Höhepunkt an den anderen. Es gibt Ausstellungen, Konzerte, Filme, Vorträge, Lesungen und Feste, insgesamt 21 Veranstaltungen. So erwartet die Stadtbibliothek am 14. Oktober den deutsch-türkischen Schriftsteller Feridun Zaimoglu. Er liest aus seinem Buch „Siebentürmeviertel“. Etta Scollo, die angeblich schönste weibliche Stimme Siziliens, und die Cellistin Susanne Paul gastieren am 1. Oktober im Alten E-Werk. Auf dem Programm stehen Lieder von der Zeit, von der Liebe, von Glück und Leid. Maria Schraders Spielfilm „Vor der Morgenröte“ erzählt am 13. Oktober im Kino Staufen Movieplex das Leben des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, der vor den Nazis nach Brasilien floh.

Erinnerungen an das jüdische Mädchen Anne Frank

Ausgrenzung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten erlebte auch das jüdische Mädchen Anne Frank, das sich lange in Amsterdam vor den Schergen verstecken konnte. Am Freitag, 7. Oktober, eröffnet Inge Auerbacher in der Stadtkirche eine Ausstellung mit dem Titel „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“. Inge Auerbacher, die im Jahr 946 mit ihrer Familie in die USA auswanderte und mittlerweile 81 Jahre alt ist, hat den Holocaust überlebt. Ihre Lebensgeschichte ist eng mit Göppingen verknüpft, verbrachte sie doch einen Teil ihrer Kindheit in Jebenhausen.

Einbürgerungsfest, ökumenisches Friedensgebet und Frauenfrühstück

Ein wichtiger Termin ist am 29. September auf Schloss Filseck ein Festakt für Menschen ausländischer Herkunft, die im vergangenen Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben. Bei dieser Feier heißt sie der Landrat Edgar Wolff willkommen. Außerdem gibt es am 30. September ein Ökumenisches Friedensgebet bei der Heilsarmee. Ein internationales Frauenfrühstück – in den vergangenen Jahren sind regelmäßig mehr als 100 Frauen gekommen – steht am 3. Oktober im Alten E-Werk auf dem Programm. Am gleichen Tag öffnen die beiden Göppinger Moscheen ihre Türen, und im Türkischen Kultur- und Bildungszentrum spricht der islamische Theologe Mustafa Acar über das Thema „Islam und Frieden“.