Die Kreissparkasse hat ihr neues Kundenzentrum eingeweiht. Jetzt ist die Stadt in der Pflicht,das lange Zeit vernachlässigte Bahnhofsviertel weiter aufzuwerten.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Kann man sich in einer Stadt an ein Gebäude nicht mehr erinnern, dann fehlt es auch nicht. Oder wer weiß heute noch, wie das Haus aussah, in dem einst der Göppinger „Wienerwald“ seinen Platz hatte? – Mit ihrem Mega-Projekt rund um den KSK-Turm vis-à-vis des Bahnhofs hat die Kreissparkasse deshalb wohl alles richtig gemacht. Denn zurückdenken an die Zeit vor dem Jahr 2011 mag heute keiner mehr. Das Sammelsurium an Fassaden und Häusern zwischen Markt- und Freihofstraße war alles andere als ein schönes Tor zur Hohenstaufenstadt.

 

Der Neubau des Geldinstituts ist längst eröffnet, die Sanierung des alten grauen elfstöckigen KSK-Turms ist abgeschlossen. Jetzt wurde auch das Kundenzentrum eröffnet: hell, modern und transparent präsentiert sich die frühere Kundenhalle, die ihrem Namen noch gerecht wurde. In den lichtdurchfluteten Räumlichkeiten, die durch die Café-Bar „M 2“ ergänzt werden, immer noch diesen Begriff zu verwenden, verbietet sich von selbst. Im Erdgeschoss finden sich die gesamten Serviceangebote vereint, aber so weit voneinander getrennt, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt.

Das erste Obergeschoss mit seinen Balkonen ist für Beratungsgespräche reserviert. Über die gesamte Decke zieht sich ein 240 Quadratmeter großes Feld mit 600 Lichtkacheln, das einem breiten Rallye-streifen gleicht. Doch von schierer Verschwendung kann dennoch keine Rede sein. „Im gedimmten Zustand, der immer noch hell genug ist, werden rund 180 Watt verbraucht, also so viel wie früher drei Glühbirnen“, erklärt Alexander Berndt, der Chef des federführend verantwortlichen Darmstädter Architekturbüros Berndt & Partner.

Strenge ökologische Kriterien

Auch sonst wurden bei Bau und Sanierung strenge ökologische Kriterien angelegt. Thomas Maier, Leiter der Abteilung Gebäudemanagement bei der Kreissparkasse, nennt nur zwei Beispiele: „Wir haben Pelletheizungen mit 600 Kilowatt Leistung, und wir nutzen die Abwärme des städtischen Abwassers.“ Insgesamt jedenfalls ist die energetische Effizienz so groß, dass die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen dem Gebäude schon vor einiger Zeit ihr Umweltsiegel verpasst hat.

Ganz aktuell, bei der offiziellen Einweihung des Kundenzentrums mit 170 Gästen, freute sich der Göppinger Sparkassenchef Hariolf Teufel vor allem darüber, „dass wir unsere qualitativ anspruchsvollen Ziele erreicht haben“. Gerade die Fertigstellung dieses Teils des Bauwerks sei etwas Besonderes. „Hier gehen unsere wichtigsten Geschäftspartner, unsere Kunden, aus- und ein. Deshalb haben wir uns entschlossen, diesen Schritt gesondert zu feiern“, sagte Teufel. Froh ist der KSK-Vorstandsvorsitzende aber auch, „dass wir, wenn unser Veranstaltungssaal im Neubau und der Innenhof mit einem Werk des Börtlinger Künstlers Fritz Schwegler im Sommer vollends fertig sind, den Kostenrahmen von 70 Millionen Euro einhalten werden.“

Edgar Wolff, Göppinger Landrat und zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Kreissparkasse, zog nicht nur deshalb symbolisch seinen Hut: „Die Zielsetzungen sind erreicht, hier ist als Herzstück des Sparkassen-Carées ein einladendes Servicezentrum entstanden, in dem sich Kunden und Nichtkunden angesprochen fühlen können“, betonte er. Mit dem Bau, dessen Turm immer noch höher sei als das Landratsamt sei ein toller städtebaulicher Akzent geschaffen worden, über den man nur ‚Chapeau’ sagen kann, ergänzte Wolff mit einem Schmunzeln.

Jetzt ist die Stadt in der Pflicht

Göppingens Oberbürgermeister Guido Till nahm diesen Ball auf. „Ich habe mich darauf gefreut, dass dieses wichtige Bauwerk fertig wird, auch wenn ich weiß, dass jetzt jeder mit dem Spruch kommt, dass nun die Stadt dran sei“, erklärte er. Der Rathauschef räumte ein, dass man das Bahnhofsviertel vernachlässigt habe. Doch mit der zu Ende gehenden Sanierung der Marktstraße sei ein erster Pflock eingerammt. „Weitergehen wird es nun mit dem Bahnhofsvorplatz, nachdem wir vom Land Zuschüsse bekommen werden.“

Auch das alte Güterbahnhofareal, das die Stadt für viel Geld gekauft habe, gelte es neu zu gestalten. „Ich werde im Herbst mit dem Gemeinderat darüber reden, ob wir dort nicht einen zweiten Verwaltungssitz errichten, in dem wir dann das Technische Rathaus sowie die anderen über die Stadt verteilten Außenstellen zusammenführen können“, warf Till einen Blick in die Zukunft. Seine Aussage sorgte für ein vernehmbares Raunen unter den Besuchern.