Der Plan, zwischen Marktkauf und EVF zu bauen, hat sich zerschlagen. Doch es gibt eine neue Idee: Auf dem Boehringer-Areal gäbe es genug Platz für eine Wache und die integrierte Leitstelle. Die Frage ist, was ein Neubau dort kosten würde.

Göppingen - Auf die Sommerpause scheint ein heißer Herbst zu folgen. Für den Gemeinderat stehen dann zahlreiche Themen an, die das Gesicht der Innenstadt verändern könnten – zum Beispiel die Frage, ob die geplante Tiefgarage am Bahnhof finanzierbar ist, um nur eines zu nennen. Nun kommt wohl noch ein weiteres Thema aufs Tapet: Das Bauamt untersucht gerade, wie groß der Aufwand wäre, um auf dem Boehringer-Areal an der Hermannstraße – gleich neben dem Schuler-Gelände – eine neue Feuerwache zu bauen. Die Machbarkeitsstudie soll den Räten im Herbst vorgelegt werden.

 

Eigentlich war geplant gewesen, auf dem früheren Neckarwerke-Gelände zwischen dem Marktkauf und der Energieversorgung Filstal (EVF) zu bauen. Doch nach Gesprächen mit der Feuerwehr und dem Regierungspräsidium Stuttgart ist die Stadt wieder davon abgekommen. Dabei hätte das Areal, wie der Baubürgermeister Helmut Renftle sagt, viele Vorteile gehabt: „Es wäre zentral und ganz in der Nähe der bisherigen Wache gewesen.“ Aber für die Stadt gehe die Sicherheit der Feuerwehrleute vor und genau die wäre auf dem Neckarwerke-Gelände womöglich gefährdet gewesen, berichtet Renftle. Denn das Areal befindet sich innerhalb des 200-Meter-Gürtels, der bei einem Störfall in den benachbarten Gasanlagen der EVF geräumt werden muss.

Das Bauamt untersucht, was alles abgerissen werden müsste

„Die Feuerwehrleute hätten dann ihre eigene Wache nicht mehr oder nur in Schutzanzügen betreten können“, erklärt Renftle. Das Regierungspräsidium hätte eine Wache an dem Standort zwar genehmigt, aber der Stadtverwaltung sei das doch zu problematisch gewesen – „obwohl dort in den 50 Jahren, die der Gaskessel besteht noch nie ein Störfall eingetreten ist – die Sorge ist also sehr theoretisch.“

Im Rathaus hat man deshalb das Boehringer-Areal in den Blick genommen, das die Kommune Anfang des Jahres gekauft hat. Die Idee ist, die neue Feuerwache an der Hermannstraße, also auf dem östlichen Teil des Geländes zu bauen. Dort sei genug Platz und eine Feuerwache wäre dort gut erreichbar, argumentiert Renftle. Allerdings hat der Standort auch zwei Nachteile: Weil er weit in der Weststadt liegt, müsste die Feuerwehr auch ein Magazin für drei bis vier Feuerwehrautos in der Oststadt vorhalten, eventuell am aktuellen Standort in der Mörikestraße. Außerdem ist das Gelände bebaut. Das Bauamt untersucht deshalb nun unter anderem, was abgerissen werden müsste und ob bestehende Keller erhalten werden könnten oder verfüllt werden müssten. Erst dann ist klar, was der Neubau die Stadt tatsächlich kosten würde.

Zu kleine Fahrzeugboxen und nur wenig Platz für einen Neubau

Am bisherigen Standort der Feuerwache in der Mörikestraße hat es in der Vergangenheit immer wieder Kritik gegeben. So sind etwa die Boxen eigentlich zu schmal für moderne Fahrzeuge und es gibt zu wenig Platz für alle Fahrzeuge. Eine Untersuchung ergab vor zwei Jahren, dass eine Ertüchtigung des Gebäudes, in dem sich auch die integrierte Rettungsleitstelle befindet, ebenso teuer wäre wie ein Neubau.

Weil in der Mörikestraße wenig Flächen für eine Erweiterung bereit stehen, und während des Neubaus ohnehin eine Interimslösung für die Feuerwehr notwendig geworden wäre, entschied man, sich auf die Suche nach einem komplett neuen Standort für die Feuerwache zu machen. Dieser schien gefunden, als die EVF zu Beginn dieses Jahres das ehemalige Neckarwerke-Gebäude kaufte, um dort ein Informationszentrum zu bauen. Die EVF trat das Gelände an die Stadt ab und plant inzwischen, direkt neben ihrem Verwaltungssitz an der Großeislinger Straße zu bauen. Was aus dem Neckarwerke-Gebäude wird, ist nun wieder unklar. Allerdings macht sich Renftle darüber keine Sorgen. „Das ist ja eigentlich ein richtiges Filetstück.“