Nach Jahren kommt die FWG-Fraktion ihrem Ziel von der hellen Stadt an der Fils eine Stunde näher. Geholfen hat ihnen dabei das Sicherheitsbedürfnis der Bürger.

Göppingen - Jedes Jahr wenn die Göppinger Stadtverwaltung über die Kosten der nächtlichen Beleuchtung, den Stromverbrauch derselben und die schrittweise Umrüstung der Straßenlaternen auf LED berichtet, kommt er, der immer gleiche Antrag der Fraktion der Freien Wähler (FWG), meistens formuliert von Stadtrat Wolfgang Berge: Das Gremium möge doch die vor zwölf Jahren eingeführte nächtliche Teilabschaltung der Straßenlaternen wieder abschaffen – und alle Laternen die ganze Nacht über anlassen. Bisher ist der Antrag jedes Jahr abgeschmettert worden, denn die Mehrheit des Gremiums, wie auch die Stadtverwaltung, will mit der Abschaltung rund eines Viertels der rund 10 000 Lampen zwischen 23 und 5 Uhr Strom und damit Kosten sparen – und auf diese Weise auch etwas für die Umwelt tun.

 

Die Revierleiterin der Polizei als Kronzeugin

Jetzt hat die FWG-Fraktion überraschend einen Teilerfolg erzielt – und das, obwohl der jährliche Beleuchtungsbericht gar nicht auf der Tagesordnung stand. Die Freien Wähler haben den Antrag, den sie in der jüngsten Sitzung des Gremiums stellten, nämlich auf einen vor wenigen Wochen vorgelegten Bericht zur Kriminalstatistik der Leiterin des Göppinger Polizeireviers, Inka Buckmiller, bezogen. Buckmiller hatte nämlich auf geschicktes Nachfragen aus den Reihen der FWG bestätigt, dass sich Bürger generell sicherer fühlten, wenn die Straßen nachts hell erleuchtet seien. Damit hatte sich die Revierleiterin unbeabsichtigt zur Kronzeugin der Freien Wähler gemacht.

In ihrem Antrag argumentierte die Fraktion mit dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Bürger. Außerdem spare man inzwischen nicht mehr so viel Strom, weil ohnehin ein großer Teil der Laternen auf LED umgerüstet sei. „Wir wollen nicht das Image der dunklen Stadt an der Fils haben“, sagte Berge. „Göppingen soll auch nachts brillieren.“ Außerdem sei es unsinnig, Busse bis nachts um 1.30 Uhr fahren zu lassen – und die Bürger dann durch dunkle Straßen und Gassen nach Hause gehen zu lassen.

Von 2022 an bleibt es die ganze Nacht hell

Im Lauf der Diskussion einigte sich das Gremium auf einen Kompromiss: Die Straßenlaternen bleiben vom Jahreswechsel an bis ein Uhr an, damit die Göppinger nicht im Dunklen unterwegs sein müssen. Die Umrüstung auf LED wird weiter vorangetrieben. Jedes Jahr werden rund 1200 Lampen umgerüstet. Bis in fünf Jahren wird der Prozess abgeschlossen sein. Und dann, so der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle, sei ohnehin geplant gewesen, auf die nächtliche Abschaltung zu verzichten, weil diese nach der vollständigen Umstellung auf LED kaum noch eine Ersparnis erbringe.

Ohnehin, so Renftle, seien schon heute viele Bereiche von der Abschaltung ausgenommen: An Kreuzungen, Einmündungen, Treppen, Hauptfußwegeverbindungen, den Verkehrsachsen und in der gesamten Innenstadt blieben die Straßenlaternen schon jetzt die ganze Nacht an. Außerdem habe es seit dem Beginn der nächtlichen Teilabschaltung vor zwölf Jahren keine Hinweise auf eine Zunahme der Straftaten gegeben. Buckmiller hatte in ihrem Bericht freilich auch darauf hingewiesen, dass die tatsächliche Zahl der Straftaten und das Sicherheitsgefühl der Bürger nicht immer übereinstimmen.