Eine Mehrheit des Gemeinderats hat dem 3,3-Millionen-Euro-Bau am Bahnhofsplatz zugestimmt – obwohl alle Fraktionen befürchten, dass sich die Wirtschaftlichkeitsberechnung der Stadt am Ende als zu optimistisch herausstellt.

Göppingen - Totgesagte leben länger, das gilt zumindest für die am Göppinger Bahnhofsplatz geplante Tiefgarage. Im Frühsommer hatte so mancher Stadtrat prophezeit, aus dem Projekt werde nichts mehr. Denn eine Ausschreibung hatte mit rund vier Million Euro netto 42 Prozent höhere Kosten erbracht, als die Stadt ursprünglich veranschlagt hatte. Und zwar allein für die Tiefgarage. Deren Deckel, der weitere rund 490 000 Euro verschlingen würde, wurde den Kosten für die Gestaltung des Bahnhofsplatzes zugeschlagen.

 

Bauamt hat über die Sommerferien nachgebessert

Doch über die Sommerferien hat das Bauamt die Ausschreibung wiederholt und sich auch sonst einiges einfallen lassen, um das Projekt doch noch wirtschaftlich zu machen. Am Donnerstag hat eine Mehrheit des Gemeinderats die Mühen nun mit der Zustimmung zu dem Projekt belohnt – obwohl viele befürchten, dass aus dem Zukunftsprojekt für die Entwicklung der südlichen Innenstadt ein Groschengrab werden könnte.

Denn auch das neue Ausschreibungsergebnis liegt mit 3,3 Millionen Euro immer noch 800 000 Euro über den ursprünglich avisierten Kosten – auch wenn das beste Angebot immerhin 650 000 Euro günstiger ausgefallen ist als zuletzt. Dass die Tiefgarage dennoch wirtschaftlich sein soll, liegt an einer neuen Berechnung der Abschreibungskosten. Diese hatte das Bauamt ursprünglich mit pauschal vier Prozent angesetzt, was allein 157 600 Euro Kosten im Jahr verursacht hätte.

Die Abschreibungskosten neu kalkuliert

In der neuen Wirtschaftlichkeitsberechnung setzt das Bauamt nur noch zwei Prozent Abschreibungskosten an. Die Begründung: der Bau könne über einen deutlich längeren Zeitraum hinweg abgeschrieben werden. Nur die technische Ausrüstung und die Ausstattung müssten schneller erneuert werden. Deswegen wird beides nun mit acht Prozent abgeschrieben. Weil der Anteil an den Gesamtkosten aber gering ist, liegt die durchschnittliche Abschreibungsquote den Berechnungen zufolge jetzt nur noch bei insgesamt 2,7 Prozent, was der Stadtverwaltung zufolge nur noch Kosten von 126 000 Euro im Jahr ausmacht. Unterm Strich würde die Tiefgarage damit nun nicht mehr nur ein minimales Minus erwirtschaften, wie in der ursprünglichen Planung, sondern sogar einen kleinen Gewinn von 1600 Euro im Jahr – trotz der wesentlich höheren Baukosten.

Viele Stadträte zeigten sich sehr skeptisch, ob diese Rechnung am Ende tatsächlich aufgeht. Wolfram Feifel (FWG) etwa kritisierte die Stadtverwaltung harsch. Innerhalb von nur zehn Monaten seien dreimal andere Zahlen vorgelegt worden. Die Tiefgarage sei immer teurer geworden – und trotzdem solle sie sich angeblich rechnen. „Die Kalkulation macht auf einmal aus einem Minus ein Plus.“

Stadtrat spricht von „Zahlentrickserei“

Der FWG-Chef Emil Frick sprach von den „Trapezkünstlern“ der Stadtverwaltung. Er hoffe, dass für alle Fälle ein Netz gespannt sei. Ihm gefalle die „Trickserei mit den Zahlen“ überhaupt nicht. Dennoch stimmte er, wie viele andere Kritiker, dem Projekt am Ende zu. Denn, wie es der FDP-Chef Klaus Rollmann formulierte, die Tiefgarage sei „städtebaulich unumgänglich“.

Der Graben zwischen den Gegnern, die sich vor allem wegen der Finanzierung Gedanken machen, und den Befürwortern, die in erster Linie mit der Stadtentwicklung argumentierten, zog sich durch alle Fraktionen. Hinzu kommen immer noch nur halb aus dem Weg geräumte Bedenken, was den Standort angeht. „Eine Tiefgarage am tiefsten Punkt der Stadt zu bauen, ist auf jeden Fall mutig“, merkte etwa Achim Fehrenbacher (CDU) an. „Wir hoffen, dass das so funktioniert, wie die Stadt es darstellt.“