Fritz Schweglers Hirsch mit dem roten Schal ist in Göppingen gar nicht so leicht zu entdecken. Noch mehr Tipps für Kunst im öffentlichen Raum verspricht jetztein neuer Stadtführer.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - In die Handtasche passt der neue Stadtführer der Kunsthalle Göppingen, der Bürger der Stadt und Auswärtige einlädt, die künstlerischen Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt zu erkunden. Unter dem Titel „Stadtspaziergang, Kunst im öffentlichen Raum“ präsentiert dieser erste Band neben den augenfälligen Zeugen der Baukunst auch versteckte Kleinode wie den bronzenen Handschuh im Brunnen auf dem Schillerplatz oder Klaus Heiders Lichtinstallation am Technischen Rathaus.

 

„Lohnt es sich eigentlich nach Göppingen zu fahren?“, diese Frage beantwortet der Göppinger Kunsthallenleiter Werner Meyer mit einem klaren Ja. Und das Ausrufezeichen dahinter ist deutlich zu spüren, wenn Meyer all das Sehenswerte aus Kunst und Architektur auflistet, das die Stadt unter dem Hohenstaufen zu bieten hat.

Das rote Fräulein soll die Besucher locken

Spätestens zur Chagallausstellung 2014 sei klar gewesen, dass Göppingen besonders auch für seine Besucher einen solchen Kunstführer brauche, macht Meyer klar. Und deshalb habe die Kunsthalle damals als Vorgänger im Miniaturformat ein Faltblatt zu den Kirchen, Museen und Plätzen herausgegeben. In dem nun vorgelegten 128 Seiten starken Band haben die beiden Autoren Werner Meyer und die Kunstwissenschaftlerin Katharina Neuburger von der Oberhofenkirche bis zum Renaissanceschloss sowie von Oskar Schlemmers Fresko im Badepavillon der Villa Märklin bis zu Fritz Schweglers „Das rote Fräulein“ an der Stadthalle insgesamt 55 besonders sehenswerte Kunststationen aufgelistet. „Es wäre schön, wenn die Göppinger mit dem Band in der Hand auf Entdeckungstour gehen und das auch mit ihren Besuchern tun würden“, wünscht sich Meyer.

Viel mehr geboten als Märklin, Schuler und Co

Überdies wirbt der Kunstfachmann dafür, Göppingen nicht nur als moderne Industriestadt wahrzunehmen, sondern den gesamten geschichtlichen Zusammenhang in den Blick zu nehmen, der sich seit der Zeit der Stauferkaiser bis zur Gegenwart im klassizistisch geprägten Stadtbild widerspiegelt. Natürlich haben die beiden Stadtbrände von 1425 und 1782 viel von der mittelalterlichen Bausubstanz zerstört, doch der Band verweist zurecht auf das prächtige Schloss samt seinem Marstall aus dem 16. Jahrhundert, das Kornhaus, die Kirchen und auf den Alten Kasten.

Weil Meyer überdies auch ein Verfechter moderner Kunst und das auch im öffentlichen Raum ist, hat er gemeinsam mit Neuburger bereits den zweiten Band der neuen Reihe herausgegeben mit dem Titel „Kunst findet Stadt“. Hier werden die vier viel beachteten partizipatorischen Kunstprojekte in der Göppinger Innenstadt von 2014 vorgestellt wie das Serviettenkino und das Alzheimer Café.