Den Gitarristen Markus Bader kennt man als Frontmann der Coverband Orangefuel. Derzeit engagiert er sich für Behinderte in Kolumbien und sucht nun selbst Helfer.

Göppingen/Cali - Normalerweise steht er auf irgendeiner Bühne – in Göppingen vor allem mit Orangefuel – spielt Gitarre, singt und bringt zwischendurch das Publikum mit schrägen Ansagen zum Lachen. Oder er unterrichtet an der Schurwald-Musikschule angehende Rockgitarristen und versucht nebenbei, ein neues Kulturprojekt ins Laufen zu bringen: Musik zusammen mit Flüchtlingen oder Behinderten machen vielleicht, das Straßenmusikfestival auf dem Schlossplatz oder er gründet mit anderen Musikern einen Verein wie Jazz-IG und bringt jeden Mittwoch Jazz in Göppingen auf die Bühne.

 

Für sechs Monate hat Markus Bader das alles hinter sich gelassen, um sich bis Ende April in Kolumbien für behinderte und seelisch kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu engagieren und sich dabei auch ein bisschen selbst zu finden. „Ich wollte schon immer mal für längere Zeit in einer ganz anderen Kultur leben und sehen, wie das ist“, erzählt er per Internettelefon, während er in Cali in Kolumbien den Sonnenuntergang bewundert.

Verschiedeneste Hilfsorganisationen angeschrieben

„Aber nach der Schule hatte ich fünf Bands, die ich nicht aufgeben wollte. Mit 24 bin ich Vater geworden und wollte für meine Kinder da sein. Inzwischen sind sie fast erwachsen, ich habe meinen Job in Rechberghausen aufgegeben und mit der Abfindung kann ich es mir jetzt leisten, sechs Monate hier zu sein.“ Was danach kommt, weiß Bader noch nicht. Auf jeden Fall viel Musik und weniger Kompromisse, sagt er. Denn in Kolumbien habe er gelernt, auch mit wenig auszukommen. „Wir quellen vor Reichtum über in Europa“, findet er. Das habe ihn schon immer gestört.

Bader hat unterschiedlichste Hilfsorganisationen angeschrieben und sich für sechs Monate als ehrenamtlichen Kraft angeboten. „Alles was ich wollte war ein Dach über dem Kopf, ein Bett und Verpflegung“, erzählt er. Doch zu seiner großen Verwunderung hatten die großen Organisationen kaum Interesse. „Die wollen offenbar niemanden über 35“, erzählt der 43-Jährige. Also beschloss er, sich ein privates Projekt zu suchen. Beinahe wäre er nach Südafrika gereist, doch dann erfuhr er über Bekannte von der Farm in Kolumbien, auf der sich Deutschstämmige um Behinderte und psychisch Kranke kümmern, die in der kolumbianischen Gesellschaft meist wenig Unterstützung bekommen.

Göppingerin hat vor einigen Jahren Projekt in Kolumbien gegründet

Die Schwester eines guten Freundes aus Göppingen lebt seit 25 Jahren in Kolumbien und hat das Projekt Tarapacá mit ihrem Mann gegründet. Die Schützlinge der beiden kommen morgens auf die Farm und werden dort von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen betreut. Die Älteren helfen auf der Farm in der biologischen Landwirtschaft mit, die jüngeren besuchen dort die Schule. Bader kümmert sich um Musikprojekte auf der Farm. „Das klappt gut, weil ich zuhause auch eine tolle Gesangstruppe der Bodelschwinghschule begleite, die Happy Singers. Ich glaube, die werden nach meiner Rückkehr auch von meinen Erfahrungen hier profitieren“, sagt er. Daneben hat sich der Musiker selbst zum ehrenamtlichen Hausmeister des Projekts ernannt.

„Weil ich als einziger auf dem Gelände wohne, fallen mir die Sachen, die kaputt sind, am deutlichsten auf. Vieles muss dringend repariert werden, weil es sonst bald ganz auseinander fällt“, sagt Bader. Das reiche von kaputten Stühlen, über Fenster und marode Balken bis hin zu Löchern im Dach, Rissen in den Wänden, tropfenden Wasserhähnen, kaputten Duschen und der Wasserpumpe, die immer wieder mal ausfalle. „Aber das ist nicht so schlimm, denn jetzt bin ich ja hier und ich kann vieles selbst in Ordnung bringen“, erklärt Bader.

Das nötige Werkzeug fehlt

Bisher fehle ihm dazu allerdings das nötige Werkzeug. Bis auf ein paar alte Hämmer und verrostete Kneifzangen hat die Einrichtung kaum Werkzeug. Bader hat deshalb einen Spendenaufruf in seinem Internetblog gestartet, in dem er seit dem Beginn seiner Reise von seinen Erfahrungen berichtet. Mit ein paar hundert Euro könne er in Kolumbien bereits einiges an Werkzeug besorgen und der einzigen therapeutischen Einrichtung für Behinderte weit und breit schon viel helfen, sagt Bader. Außerdem, so hofft er, könnte Tarapacá dann vielleicht noch eine kleine Werkstatt für die Behinderten einrichten, in der sie künftig selbst Dinge reparieren könnten.

Blog und Spenden: Wer sich den Blog anschauen will, in dem Bader von seinen Erlebnissen erzählt oder mit einer Spende helfen will, findet auf www.tarapacablog.wordpress.com alle nötigen Informationen.