Der Göppinger Pressenhersteller Schuler AG sieht in den Bereichen Eisenbahn, Bleche für Elektromotoren, Pressen für Metallverpackungen wie etwa Spraydosen oder Anlagen zur Bearbeitung von Karbon für Fahrzeugkarosserien noch große Wachstumschancen.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Göppinger Pressenhersteller Schuler AG will neue Märkte erobern. In den Bereichen Eisenbahn, Bleche für Elektromotoren, Pressen für Metallverpackungen wie etwa Spraydosen oder Anlagen zur Bearbeitung von Karbon für Fahrzeugkarosserien sehe er noch große Wachstumschancen, sagte der Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13, das am 30. September zu Ende ging, habe Schuler einen Auftrag eines türkischen Eisenbahnbauers für die Lieferung von Walzen von Rädern erhalten. Diese Bestellung im Gesamtvolumen von 90 Millionen Euro sei der größte Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte, sagte der Schuler-Chef. Ein weiterer Großauftrag für die Modernisierung von Pressen sei von einem führenden deutschen Autohersteller gekommen.

 

Das Göppinger Unternehme erzielt je nach Auftragseingängen zwischen 70 und 80 Prozent seines Umsatzes mit der Automobilindustrie und ihren Zulieferern. Auch diesen Bereich sehe er weiter als Wachstumsmarkt, sagte Klebert. Zunächst aber sind die Erwartungen eher gedämpft. Für das kommende Jahr rechnet Schuler wieder mit einem Konzernumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Von 2014 an stellt das Göppinger Unternehmen seine Berichtsperiode auf die der Muttergesellschaft Andritz AG aus Graz um. Deswegen gibt es von Oktober bis Dezember ein Rumpfgeschäftsjahr. In diesem soll ein Umsatz zwischen 250 und 300 Millionen Euro erzielt werden. Der Auftragsbestand zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres stagnierte bei 1,1 Milliarden Euro.

Rein rechnerisch sei die Auslastung für ein Jahr gesichert. Etwas mehr als zwei Drittel des Umsatzes werden im Ausland erzielt. Trotz einer geringeren Dynamik sieht Klebert China weiter als den wichtigsten Wachstumsmarkt an. Das Werk in Dalian, wo etwas mehr als 300 Mitarbeiter beschäftigt sind, war im Sommer mit Investitionen von 16 Millionen Euro deutlich erweitert worden. Gute Chancen rechnet sich der Pressenhersteller auch in den USA aus. Dort macht sich die beginnende Reindustrialisierung des Landes deutlich bemerkbar.

Im kommenden Jahr sollen 350 Arbeitsplätze wegfallen

Vom Auftragseingang des vergangenen Geschäftsjahres kamen 38 Prozent aus Deutschland, 21 Prozent aus dem übrigen Europa und 22 Prozent aus Asien. Dies bedeute aber keine längerfristige Trendwende zu Gunsten des Inlandes, sondern sei die Folge einzelner größerer Aufträge. „Die Welt muss stärker unser Zuhause werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende zu den Aktivitäten im Ausland.

Im kommenden Jahr erwartet Schuler wegen eines Umbauprogrammes ein geringeres Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Im Rahmen dieses Programmes sollen 350 Arbeitsplätze gestrichen werden. Dies bringt zunächst Aufwendungen von 50 Millionen Euro mit sich. Später sollen dann jährlich bis zu 20 Millionen Euro eingespart werden. In ein neues Technologiezentrum in Göppingen, das bis 2016 bezugsfertig sein soll, will Schuler 40 Millionen Euro investieren. Klebert verteidigte das Stellenstreichungsprogramm – auch die traditionelle Gießerei soll geschlossen werden – mit dem Hinweis, solche Maßnahmen müssten in guten Zeiten ergriffen werden. Der frühere Konkurrent Müller-Weingarten, der seit einigen Jahren zu Schuler gehört, habe nie eine eigene Gießerei gehabt.

Deutlich verbessert hat sich in den vergangenen Jahren die Kapitalausstattung. So stieg die Eigenkapitalquote seit dem Geschäftsjahr 2008/2009 von 15 Prozent auf 30 Prozent. Die Andritz AG lasse die Gewinne weitgehend bei Schuler.