Der Welzheimer Kugelstoßer Niko Kappel (22) hat nach dem Gewinn seiner Goldmedaille bei der Para-Leichtathletik-WM in London vor einem falschen gesellschaftlichen Trend in Sachen Inklusion gewarnt.

Stuttgart - „Ich wusste gar nicht, dass eine Ehrenrunde so lang sein kann“. Niko Kappel (22) vom VfL Sindelfingen schäumte vor Freude fast über, nachdem er bei der WM für Handicap-Sportler im Londoner Olympiastadion die Goldmedaille gewonnen hatte. Nach dem Sieg bei den Paralympics 2016 in Rio wurde Kappel nun auch Weltmeister. Er stieß die Vier-Kilo-Kugel auf 13,81 Meter und distanzierte die Konkurrenz deutlich. Kappel egalisierte damit seinen vor gut einer Woche auf dem Biberacher Marktplatz aufgestellten Weltrekord.

 

Mit einer Serien von fünf Stößen über 13 Meter lag der 1,40 Meter große Welzheimer am Ende über eineinhalb Meter vor dem Briten Kyron Dukes (12,28 Meter). „Niko hätte mit jedem seiner Stöße den Wettbewerb gewonnen,“ freute sich Trainer Peter Salzer, „ich bin total happy“. Salzer war von der Anfeuerung durch die britischen Zuschauer und den Standing Ovations begeistert. Sein Schützling musste sich nach 250 Meter der Ehrenrunde erst einmal hinlegen, bevor er sie auf der Zielgerade fortsetzen und genießen konnte.

Dass er anschließend nicht zur Dopingkontrolle musste, hat ihn verwundert. „Doping spielt für mich keine Rolle, und ich hoffe, dass auch meine Konkurrenten sauber sind“, sagte der gebürtige Schwäbisch Gmünder.

Feier im Hotel mit Famlie, Freundin und Fans

In London, dem „Mekka des Behindertensports“ zu gewinnen, habe für ihn eine ganz große Bedeutung. Seinen Erfolg feierte er im Hotel mit Freundin, Eltern und einer Hand voll mitgereister Fans aus Welzheim. Freuen konnte sich Kappel dabei auch, dass er mit der Goldmedaille eine Wette gewonnen hatte. Ohne Medaille hätte er einem Welzheimer ein 3000 Quadratmeter großes Rasenstück mähen müssen.

Unterdessen hat der Kugelstoßer nach seinem Triumph vor einem falschen gesellschaftlichen Trend in Sachen Inklusion gewarnt. „Ich sehe eine Entwicklung zur Bevorzugung der Behinderten. Inklusion bedeutet aber Gleichstellung“, sagte er. Seiner Meinung nach dürfe besonders auch bei den Auswahlkriterien in der Arbeitswelt eine Behinderung eines Kandidaten keine Rolle spielen. „Es sollte nur darum gehen, ob einer für den Job geeignet ist – oder eben nicht“, meinte Kappel, der für die CDU im Stadtrat von Welzheim sitzt.

Kappel trainiert in integrativer Gruppe

Er selbst trainiert in einer integrativen Gruppe mit Coach Peter Salzer sowie unter anderem Tobias Dahm und Lena Urbaniak, die beide schon deutsche Kugelstoß-Hallenmeister wurden. „Inklusion bedeutet für mich, dass innerhalb der Gruppe eine Gleichstellung auf Augenhöhe stattfindet“, betonte Kappel.“