Schaulaufen auf dem Roten Teppich: Bei der Goldenen Kamera traf sich nationale und internationale Prominenz. Nicht alle waren dabei stilsicher.

Hamburg - Oscarpreisträgerin Helen Mirren macht die Jubelpose von Jungschauspieler Edin Hasanovic nach, Filmemacher Til Schweiger umarmt seinen Kollegen und Kumpel Gerard Butler, Hollywoodstar Julianne Moore begeistert mit ihren Deutsch-Kenntnissen und TV-Journalistin Dunja Hayali beeindruckt mit einer starken Rede: Nationale und internationale Prominenz traf sich zur Verleihung der Goldenen Kamera in Hamburg. Vor allem Hayali und Hasanovic brachten starke Statements und große Gefühle auf die Bühne. Da riss es selbst Mirren und Moore von den Sitzen.

 

An Stars von Helene Fischer bis zu den Beach Boys fehlte es in der vom ZDF am Samstagabend 170 Minuten lang live aus den Hamburger Messehallen übertragenen Show ohnehin nicht. An Zuschauern im Vergleich zum Vorjahr aber dann doch ein wenig: 3,53 Millionen brachten einen Marktanteil von 11,6 Prozent (2015: 3,77 Millionen / 12,9 Prozent).

Ein Hund oder, noch besser, Kinder wären gut für die Quote, erklärte Schauspieler Florian David Fitz und hatte als Laudator beides dabei. Dabei bot die von Thomas Gottschalk zum 13. Mal moderierte Show durchaus viel Unterhaltsames - bis hin zu ganz großen Momenten. Einen der emotionalsten Auftritte lieferte die sichtlich ergriffene TV-Journalistin Hayali. Die 41-Jährige wurde für ihre Berichterstattung über die Flüchtlingskrise geehrt.

Dunja Hayali mit Tränen in den Augen

Nicht wie angekündigt in großer Robe, aber mit Tränen in den Augen und mit eindringlichen Worten gegen Hass trat die ZDF-Moderatorin auf. „Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das irgendwas bringt, dieser ganze Hass?“, fragte sie. „Legen Sie doch gerne den Finger in die Wunde. Streiten Sie mit uns, diskutieren Sie mit uns, weisen Sie uns auf Fehler hin“, appellierte sie. „Wir sind Journalisten, wir sind keine Übermenschen, wir machen Fehler - deshalb sind wir aber noch lange keine Lügner.“

Die in Deutschland geborene Tochter irakischer Einwanderer sagte auch: „Wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt noch mal ein Rassist.“ Hayali hatte dabei „eigentlich nur eine Bitte“: „Seien Sie offen, bleiben Sie fair, differenzieren Sie. Wahrheit braucht einfach Zeit.“ Das Video von ihrem starken Auftritt verbreitete sich rasant im Internet, auch Justizminister Heiko Maas (SPD) gratulierte ihr via Twitter. Im Saal hielt es beim Applaus für Hayali keinen mehr auf den Sitzen.

Das hatte zuvor auch Jungschauspieler Edin Hasanovic geschafft. Ahnungslos saß er im Publikum, als Sängerin Namika ihn mit dem Preis als bester Nachwuchsschauspieler überraschte. „Das ist megageil!“, jubelte der aus Bosnien-Herzegowina stammende Newcomer und begeisterte das Publikum mit den Worten: „Ich brenne für diesen Beruf!“ Auf Bosnisch machte er seiner Mutter noch eine Liebeserklärung: „Mama, ich liebe dich am meisten auf der Welt.“ Der 23-Jährige war als Flüchtling nach Deutschland gekommen und zeigte Solidarität mit Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen.

Helen Mirren ganz in Rot

Mit seinem Auftritt beeindruckte er selbst Hollywood: Helen Mirren („Die Queen“), die wie die Beach Boys für ihr Lebenswerk geehrt wurde, reckte ihre Trophäe mit einem Freudenschrei in Edin-Manier nach oben. „Nicht nur die Nachwuchsschauspieler sind aufgeregt, diesen Preis zu bekommen“, sagte die 70-Jährige und zog noch eine Parallele zum Newcomer: „Als Tochter eines Einwanderers stehe ich hier und nehme diesen Preis an.“ Am Ende ihrer Dankesrede ging die Kino-Königin in die Hocke - weil das Mikrofon schon eingefahren wurde, sie aber noch den Synchronstimmen danken wollte.

Während Mirren ganz in Rot kam, erschien ihre Kollegin Julianne Moore ganz in Schwarz. Die „Still Alice“-Darstellerin bedankte sich zum Teil auf Deutsch und erzählte von ihrer Zeit als Teenager in Frankfurt am Main.

Mit Anekdoten über sich und seinen Kollegen und Freund Til Schweiger überzog dann Frauenschwarm Gerard Butler („P.S. Ich liebe dich“) seine Redezeit. Oder „Gerry“, wie ihn Schweiger liebevoll nannte, als er dem Hollywoodstar die Trophäe überreichte. Butler gewann wie Moore in den internationalen Schauspieler-Kategorien. National schafften das Maria Simon - genau an ihrem 40. Geburtstag - und Jörg Hartmann. Simon als Amokläuferin in „Silvia S. - Blinde Wut“ (ZDF) und Jörg Hartmann als eiskalter Stasi-Offizier in der Serie „Weissensee“ (Das Erste).

Zwölf Goldene Kameras vergab die Funke Mediengruppe diesmal. Über einige entschied eine Jury (etwa „Ein großer Aufbruch“/ZDF als bester Fernsehfilm und „Deutschland 83“/RTL als beste Miniserie). Über andere stimmte das Publikum ab: Helene Fischer gewann mit dem besten Music-Act 2015. Per Schalte gratulierte ihr die Handball-Nationalmannschaft der Herren und sang leicht schräg „Atemlos“ mit verändertem Text. „Bestimmt haben schon viele Männer für Dich falsch gesungen, aber so schön war es noch nie“, sagte Moderator Gottschalk (65) - der am Ende miterlebte, wie sich sein Kollege Günther Jauch die vierte Goldene Kamera sicherte und mit ihm gleichzog.