Ein Gutachten soll klären, ob überhaupt ein Bedarf für die geplante Höchstspannungsleitung durch die Landkreise Aalen, Rems-Murr und Göppingen besteht. Bis zu dessen Ergebnis liegt das Verfahren auf Eis.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Die 380-Kilovolt-Stromleitung zwischen Bünzwangen im Kreis Göppingen und Goldshöfe im Landkreis Aalen liegt vorerst auf Eis. Bevor weiter geplant wird, soll erst ein Gutachten klären, ob die Stromtrasse, die auch durch den Rems-Murr-Kreis führen soll, überhaupt notwendig ist. Das hat der Netzbetreiber Transnet-BW jetzt nach einem Fachgespräch im Aalener Landratsamt bekannt gegeben, an dem Vertreter der drei betroffenen Landkreise, Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Vertreter von Bürgerinitiativen beteiligt waren. Man habe in Rücksprache mit der Bundesnetzagentur beschlossen, „alternative Lösungsansätze für die Weiterentwicklung der Netzinfrastruktur“ zu prüfen, heißt es in einer Erklärung der Tochtergesellschaft des EnBW-Konzerns.

 

Auch Leitung aus dem Norden unklar

Auch Leitung aus dem Norden fraglich

Deren ursprünglicher Plan sah vor, Windstrom aus dem Norden über das Umspannwerk Goldshöfe bei Hüttlingen in den Kreis Göppingen zu transportieren. Die Stromtrasse sei nötig, um im Zuge der Energiewende und der Abschaltung von Atomkraftwerken die Versorgungssicherheit im mittleren Neckarraum zu gewährleisten, hatte das Unternehmen bisher argumentiert. Dagegen hatte sich Widerstand geregt, und es wurden Erwägungen ins Spiel gebracht, die Trassenführung in Richtung Südosten zu verlagern. Letztlich aber hatte man sich landkreisübergreifend geeinigt, die Verbindung generell auf den Prüfstand zu stellen, statt sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben.

Doch offenbar ist jetzt auch der Bau der Zuleitung aus dem Norden nicht mehr sicher. Seitens der Transnet spricht man davon, dass bei der Aktualisierung des Netzentwicklungsplans verschiedene geplante Leitungen, „darunter auch die Höchstspannungs-Gleichstromverbindung vom Kreis Segeberg nach Goldshöfe möglicherweise nicht bestätigt“ würden. Sollte jene Nord-Süd-Leitung von der Bundesnetzagentur gestrichen werden, würde das vermutlich auch die bisherigen Berechnungen für den weiteren Netzbedarf in Baden-Württemberg verändern.

Unabhängig von den Transnet-Überlegungen soll der Bedarf der umstrittenen Querverbindung nun in einem von der Technischen Universität Graz erstellten Gutachten geprüft werden. Die auf rund 100 000 Euro geschätzten Kosten wollen die drei Landkreise zusammen mit den betroffenen Kommunen übernehmen.

Infoveranstaltungen abgesagt

So wenig Netzausbau wie nötig

Die für den 14. und 15. Oktober geplanten Informationsveranstaltungen hat die Transnet abgesagt. Mit dem Raumordnungsverfahren wolle man nun frühestens im Frühjahr 2014 beginnen – und dies auch nur, wenn der Leitungsbau als notwendig erachtet werde. Schließlich, so betont jedenfalls der Transnet-Geschäftsführer Rainer Joswig, sei das vorrangige Ziel, die Stromversorgungssicherheit mit so wenig Netzausbau wie nötig sicherzustellen.

Für den Waiblinger Landrat Johannes Fuchs hat das jetzt vereinbarte Vorgehen der Verhandlungspartner „Vertrauen und gegenseitige Achtung“ geschaffen. Sollten sich die Zweifel an der Notwendigkeit der Trasse aber nicht bestätigen, müsse ein Weg gefunden werden, die Leitungen zu installieren – und zwar dort, wo sie Mensch und Natur am wenigsten störten.