Beim ersten Nachtschicht-Gottesdienst in diesem Jahr hat sich Schauspieler Martin Luding in der Andreaskirche Gedanken über Kommunikation gemacht.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Obertürkheim - Mit Nachtschichten kennt sich Martin Luding aus. Bereits im Studium hat er nachts an Tankstellen gearbeitet, um sich sein „rauschendes Leben zu finanzieren“, wie er in Obertürkheim gestand. Am Sonntag war der Schauspieler zu Gast beim Auftakt der diesjährigen Gottesdienst-Reihe „Nachtschicht“ in der Andreaskirche. Seit mehr als zehn Jahren gibt Luding den „Caveman“. In dieser Solo-Rolle war er sicherlich auf sämtlichen Bühnen Deutschlands zu Gast, in einem Gottesdienst ist er noch nie aufgetreten. Das Thema der Nachtschicht: Sprich nur ein Wort. „Worte können die Welt verändern. Doch oft nehmen wir unsere Worte nicht mehr wichtig“, begründete Pfarrer Ralf Vogel die diesjährige Themenwahl. Vogel hatte Martin Luding eingeladen, weil dieser „das lustvolle Spiel mit Worten“ perfekt beherrsche. Er könne Worte lustvoll auf der Zunge zergehen und sie durch seinen Körper spielen lassen, erklärte Pfarrer Vogel den rund 250 Besuchern des Gottesdienstes.

 

Worte und Kommunikation waren auch Ludings Thema

Zuletzt hatte Vogel den Caveman in Hamburg auf der Reeperbahn gesehen. „In diesen Tagen freuen wir uns ganz besonders über jeden Berliner in Schwaben“, kündigte der Pfarrer den Schauspieler an und lachte.

Worte und Kommunikation waren auch Ludings Thema. Martin Luding redet gerne – und gut. Der Schauspieler fragt sich oft, wozu er eigentlich redet. Eine absurde Situation habe er erst an diesem Tag am Flughafen erlebt. Ob er seinen Koffer selbst gepackt habe, wollte ein Sicherheitsbeamter wissen. „Ich habe kurz gedacht, der will mich verarschen“, erzählte der gebürtige Berliner freimütig. Also hat er den Beamten gefragt, was das solle, worauf der Mann sogar noch nachgehakt habe. Ob jemand anderes dabei gewesen sei, als er seinen Koffer gepackt habe? „Am liebsten hätte ich gesagt, dass es bei mir Brauch ist, dass ich immer, bevor ich wegfahre, meinen Koffer noch einmal eine Nacht lang auf die Straße stelle“, sagte der Schauspieler, empört über die sinnlose Kommunikation.

Lange bereitet sich Vogel auf die einzelnen Nachtschichten vor

Mit diesen und anderen Episoden zum Thema Kommunikation und mit seinen Ausführungen zu unterschiedlichen Dialekten zeigte Luding, dass es im Gottesdienst durchaus lustig zugehen darf. Pfarrer Vogel ist offen für jegliche Darstellungsformen an den Nachtschicht-Abenden. „Ich finde es vor allem toll, wenn Menschen im Gottesdienst über sich sprechen“, sagt er. Seine Gäste sollen etwas Persönliches erzählen, gerne führt er auch Gespräche mit ihnen über soziale Themen, seine Gemeinde möchte er ebenfalls einbeziehen.

Seit mehr als 13 Jahren findet in den ersten Monaten des neuen Jahres in der Andreaskirche die Reihe „Nachtschicht“ statt. Statt Tatort oder Rosamunde Pilcher steht bei vielen Obertürkheimern am Sonntagabend Gottesdienst auf dem Programm. Passend zum Thema lädt Pfarrer Vogel immer einen Gast zum Gespräch ein.

Lange bereitet sich Vogel auf die einzelnen Nachtschichten vor. Unterstützt wird er dabei von einem rund 30-köpfigen Ensemble. Die Jugendlichen engagieren sich freiwillig für die Reihe, bringen sich mit schauspielerischen oder musikalischen Einlagen ein. Am Sonntag führten einige Jugendliche kurze Spielszenen aus Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ vor, die Cellistin Klara Fluhr sorgte für die musikalische Untermalung. Gemeinsam mit dem Youtube-Star Robeat interpretierte sie am Ende sogar ein Stück im Duett. Der gebürtige Stuttgarter Robeat ist Künstler für Beatboxing und Mundakrobatik. Bekannt wurde er insbesondere durch seine Teilnahme bei der Fernsehshow „Das Supertalent“. Mit Stimme und Mikrofon entführte er in seine eigenen Klangwelten.

Termin: Bei der nächsten Nachtschicht am 3. Februar 2013 spricht die Theologin und Professorin Klara Butting „Über die Wirkung von Gottes Wort“. Beginn ist um 19 Uhr.