Ein spanischer Historiker möchte das Grab des Don Quijote-Autors Miguel de Cervantes finden. Nach seinem Tod vor rund 400 Jahren wurde der in einem Kloster beigesetzt. Sein Grab ist nach einem Umbau jedoch verschwunden.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Irgendwann wurde mir klar, dass es möglich ist“, erzählt Fernando de Prado, „und ich verstand immer weniger, warum es bisher noch niemandem in den Sinn gekommen war.“ Also nahm sich der spanische Historiker die Aufgabe vor, die jahrhundertelang niemand in Angriff genommen hatte: das Grab von Miguel de Cervantes zu finden. Der Autor des Don Quijote ist ein spanischer Nationalheiliger, Luther und Goethe in einer Person, doch wo seine Überreste geblieben sind, weiß niemand so genau. Ein Autor lebt in seinem Werk, aber auch ein ordentliches Grab wäre Cervantes-Verehrern als Pilgerstätte durchaus willkommen. An diesem Montag beginnt die Suche.

 

Cervantes hatte kaum nennenswerte Einkünfte

Das offizielle Todesdatum Cervantes‘ ist der 23. April 1616 (was auch Shakespeares Todesdatum ist, in dessen Fall allerdings nach julianischem Kalender), doch wahrscheinlich starb er schon einen Tag früher, 69 Jahre alt. Beerdigt wurde er in einem kurz zuvor gegründeten Kloster der barfüßigen Trinitarierinnen, gleich um die Ecke von seinem letzten Wohnhaus in der Altstadt von Madrid, in einem Viertel, das heute Huertas genannt wird. Cervantes hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Er nahm 1571 an der Schlacht von Lepanto teil, 1575 geriet er in algerische Gefangenschaft, aus der ihn fünf Jahre später der Trinitarierorden freikaufte; danach schlug er sich als Steuereintreiber durch, bis er mit der Veröffentlichung des Quijote 1605 zu literarischem Weltruhm, aber kaum zu nennenswerten Einkünften kam.

Mit 12 000 Euro finanziert Madrid nun die erste Ausgrabungsphase

Das Grab eines armen Mannes war den Trinitarierinnen keine besondere Pflege wert. Als sie ihr Kloster aus- und umbauten, verschwand die Grabstätte – aber wahrscheinlich nicht die Knochen. Der Historiker de Prado hat hartnäckige und schließlich erfolgreiche Überzeugungsarbeit geleistet, damit sich endlich jemand auf die Suche macht. Mit 12 000 Euro finanziert Madrid nun die erste Ausgrabungsphase. Sollten tatsächlich Knochen auftauchen, stellt sich die Frage: Sind es Cervantes‘ Knochen? Ein Indiz wäre seine linke Hand. Die wurde ihm in der Schlacht von Lepanto lahm geschossen. Und ein weiteres: kurz vor seinem Tod schrieb er, er habe nur noch sechs Zähne. Die wollen die Archäologen nun finden.