Unbekannte haben in der Nacht zu Mittwoch, 8. Januar, das Bezirksrathaus und viele andere Häuser in der Altstadt von Bad Cannstatt besprüht.

Bad Cannstatt - Die Spur der Täter zieht sich beinahe durch die gesamte Cannstatter Altstadt: vom Verwaltungsgebäude, einmal rund um den Marktplatz herum, dann am Bezirksrathaus vorbei und die Marktstraße in Richtung Wilhelmsplatz entlang. Ganz gleich, wohin die Passanten am Mittwochvormittag auch schauen, überall tauchen die blauen und schwarzen Kritzeleien auf.

 

Graffiti-Sprayer waren in der Nacht im Stadtbezirk unterwegs. Rund 30 Gebäude haben sie laut Auskunft der Polizei mit Farbe besprüht. Polizeisprecher Thomas Geiger spricht von einer Tat mit „außergewöhnlichem“ Ausmaß. Dass Hauswände mit Graffiti beschmiert würden, komme immer wieder vor. Aber dass gleichzeitig so viele Gebäude besprüht würden, sei eine Ausnahme. Ob es einer oder mehrere Täter waren, weiß die Polizei noch nicht.

Der Hausmeister hat die Schmierereien entdeckt

Besonders schlimm hat es das frisch renovierte und erst im Sommer wiedereröffnete Bezirksrathaus getroffen. Keine Seite des historischen Cannstatter Amtssitzes wurde verschont. An allen vier Außenfassaden haben die Täter ihre merkwürdigen Schnörkeleien hinterlassen. Der Hausmeister des Bezirksrathauses hatte die Schmierereien am Mittwochmorgen auch als Erster entdeckt. Gegen 6.50 Uhr alarmierte er die Polizei.

Der ganze Vorfall sei schon „sehr ärgerlich“, findet Joachim Kübler, der stellvertretende Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt. Natürlich müsse man immer damit rechnen, dass im Laufe der Jahre die eine oder andere Schmiererei an der Fassade eines Gebäudes auftauche. Aber dass das Rathaus so kurz nach der Renovierung gleich so massiv besprüht werde, habe keiner erwartet. Zudem seien neben dem Amtssitz auch noch viele andere Häuser in der Altstadt betroffen. Das städtische Liegenschaftsamt werde sich nun darum kümmern, dass die Kritzeleien am Bezirksrathaus und am Verwaltungsgebäude wieder entfernt würden. Billig werde das aber sicher nicht, so Joachim Kübler.

Die Täter haben nachts zugeschlagen

Bei den Bewohnern des Bezirks löst der Vorfall vor allem Unverständnis und Ärger aus. Unter einem Foto vom beschmierten Bezirksrathaus auf der Facebook-Seite unserer Redaktion kommentiert etwa eine Bürgerin: „So eine Sauerei, hoffe, dass man die erwischt, die das gemacht haben, man sollte die verurteilen, die ganzen Häuser zu streichen.“ Ein anderer Nutzer des sozialen Netzwerks meint: „Was für armselige Würstchen, ohne Worte.“

Birgit Guoth gehört zu den Betroffenen. Die Inhaberin des Cannstatter Reisebüros ist schockiert über den Vorfall. Seit 28 Jahren sei das Geschäft nun schon am Cannstatter Marktplatz ansässig, aber so etwas habe sie noch nicht erlebt. Vor gut zwei Jahren habe zwar schon einmal jemand versucht, die Fassade ihres Reisebüros anzusprühen. Damals habe ihr Sohn den Täter aber rechtzeitig entdeckt und der Sprayer sei geflüchtet. So viel Glück hatte die Familie dieses Mal leider nicht. Die Täter haben nachts zugeschlagen. Laut Polizei können sie sich erst nach Mitternacht ans Werk gemacht haben.

Birgit Guoth fürchtet, dass sie als Geschäftsinhaberin auf den Kosten sitzen bleibt. Eine Sorge, die laut Polizeisprecher Thomas Geiger keinesfalls unbegründet ist. Denn wenn der oder die Täter nicht gefasst werden, müssen die Geschäftsleute oder Hauseigentümer selbst für die Reinigung ihrer Außenfassaden aufkommen. Noch hat die Polizei aber die Hoffnung, dass der Vorfall erfolgreich aufgeklärt werden kann. Wenn etwa ein Anwohner etwas beobachtet habe und eine gute Beschreibung der Täter abgeben könne, sei es durchaus möglich, dass man die Schuldigen fasst, so Geiger. Welche Strafe die Sprayer erwartet, kann der Polizeisprecher zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Je nachdem, ob der Täter vorbestraft sei, drohe ihm wegen Sachbeschädigung eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.

Die Polizei bittet die Bevölkerung um Unterstützung. Zeugen werden gebeten, sich bei den Beamten des Polizeireviers 6 an der Wiesbadener Straße unter der Telefonnummer 8990-3600 zu melden.