In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats haben Beamte der Polizei über das Thema Graffiti berichtet. Außerdem hat ein Vertreter des Jugendrats ein geplantes Graffiti-Projekt vorgestellt, mit dem die Zuffenhäuser Bahnhofsunterführung verschönert werden soll.

Zuffenhausen - Wer kennt sie nicht, die bunten Bilder, Symbole und Sprüche, die an Häuserwänden oder sogar an S-Bahnen prangen? Graffiti, so lautet der allgemeine Überbegriff für die Sprühereien. Wobei Graffiti nicht gleich Graffiti ist. „Eine Differenzierung ist wichtig“, erklärte Gunter Schmidt vom Polizeipräsidium Stuttgart den Bezirksbeiräten in der jüngsten Sitzung. Was für die einen krimineller Quatsch sei, würden andere als Kunst wahrnehmen. Schmidt war zusammen mit seinem Kollegen Volker Weingardt von der Pforzheimer Polizei (dort gibt es seit einigen Jahren ein Anti-Graffiti-Mobil) ins Bürgerhaus gekommen.

 

Insgesamt 106 Graffiti-Sachbeschädigungen, so erläuterte Schmidt, seien im Jahr 2015 im Bereich des Zuffenhäuser Polizeireviers 7 festgestellt worden. 92 davon haben den Bezirk Zuffenhausen betroffen. Dabei ist ein geschätzter Schaden von gut 36 000 Euro entstanden. Schwerpunkte seien vor allem die Bereiche an den Bundesstraßen und Bahnstrecken gewesen. Dort erregen die Sprühereien nämlich die meiste Aufmerksamkeit, die selbst ernannten Künstler haben an diesen Stellen sozusagen das größte Publikum.

Was 2016 betrifft, so sind die Zahlen laut Schmidt bislang um 60 bis 70 Prozent rückläufig. Das will aber nichts heißen: Wenn nämlich in den letzten Monaten des Jahres eine Serie startet, dann sieht die Statistik gleich ganz anders aus. Egal, ob 2015 oder 2016, ernüchternd ist die Aufklärungsquote, sie liegt gerade einmal zwischen einem und zwei Prozent. Dass nicht mehr Sprayer dingfest gemacht werden können, liegt laut Volker Kehl, dem Leiter des Zuffenhäuser Reviers, daran, dass die Täter im Verborgenen agieren und es so gut wie keine Ermittlungsansätze gebe.

Der durchschnittliche Sprayer ist 14 bis 21 Jahre alt und männlich

Der durchschnittliche Sprayer, das besagen zumindest diverse bundesweite Studien, ist zwischen 14 und 21 Jahre alt, männlich und hat einen guten Bildungshintergrund. Mittlerweile gibt es in Stuttgart und auch in den nördlichen Bezirken (B-10-Unterführung zwischen Zuffenhausen und Stammheim) Flächen, an denen legal gesprüht werden darf. Was laut Schmidt allerdings nicht dazu führt, dass die Zahl der illegalen Schmierereien abnimmt. Für viele Sprayer scheint der Nervenkitzel wichtig zu sein, den man eben nur dann bekommt, wenn man etwas Verbotenes tut.

Einen speziellen Weg geht man in Pforzheim. Dort gibt es seit 2003 ein Anti-Graffiti-Mobil, das anrückt, um Schmierereien zu beseitigen. Beteiligt daran sind Maler, die sich ehrenamtlich in den Dienst des Projektes stellen. Wird ein Sprüher erwischt, ist er ebenfalls mit von der Partie. Farben und Geräte beschafft der Bürgerverein. Für die Graffiti-Opfer ist der Service kostenlos. Bislang, so berichtete Volker Weingardt von der Pforzheimer Polizei, sei das Mobil mehr als 1700-mal im Einsatz gewesen, wobei 21 000 Quadratmeter große Flächen gereinigt worden seien. Auch für Stuttgart, das erzählte Gunter Schmidt, sei ein ähnliches Projekt angedacht gewesen. Allerdings habe man die örtliche Malerinnung nicht dafür gewinnen können.

Zur Bezirksbeiratssitzung gekommen war auch Jugendrat Julian Schütz. Er stellte ein geplantes Graffiti-Projekt vor. Unter dem Motto „Heimat – Kunst im öffentlichen Raum“ sollen Jugendliche die Zuffenhäuser Bahnhofsunterführung verschönern. Gesprüht werden soll auf Aluplatten, die dann aufgehängt werden. Mit dem Vorhaben könnten Integration, Kommunikation und die Verbundenheit zum Stadtteil gefördert werden. Zwar hatten einige Räte Vorbehalte gegen die Pläne, dennoch nahm das Gremium zustimmend Kenntnis davon, das Projekt soll weitergeführt werden.