Der Neurologe Amer Sultan verschenkt in seinem Restaurant „Der Sultan“ Essen an Bedürftige. Das ungewöhnliche Angebot kommt gut an. Dass seine Großzügigkeit ausgenutzt wird, befürchtet der Arzt nicht.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Im Hauptberuf ist Amer Sultan Arzt. Nebenbei betreibt der 30-Jährige mit einem Partner das arabische Restaurant „Der Sultan“ in der Ludwigsburger Seestraße. Das Besondere daran sind nicht nur feine Falafel, die leckere Linsensuppe oder die fantastische Fajita – besonders am „Sultan“ ist auch ein Schild am Schaufenster: „Essen ist hier für hungernde Wohnsitzlose gratis“ ist darauf zu lesen. Dass diese Großzügigkeit ausgenutzt wird, befürchtet der Spender nicht.

 
Herr Sultan, wie kommt es, dass Sie Ihr Essen verschenken?
Mein Partner und ich haben immer gesagt, dass wir das Restaurant nicht streng wirtschaftlich betreiben wollen. Uns ist es wichtig, dass wir Menschen helfen, und das können wir, indem wir von Bedürftigen kein Geld nehmen. Außerdem ist es ja auch so, dass in jedem Restaurant abends oft Lebensmittel übrig sind, die man am nächsten Tag nicht mehr verwenden kann. Diese Menge minimieren wir nebenbei also auch.
Wie erkennen Sie, ob jemand wirklich kein Geld hat?
Es reicht, wenn die Leute sagen, dass sie Hunger haben, sich aber kein Essen leisten können. Wir wollen da keine Nachweise sehen. Natürlich kann es vorkommen, dass jemand unsere Großzügigkeit ausnutzt. Aber wie oft würde der das machen? Bestimmt nicht öfter als einmal.
Wird Ihr Angebot gut angenommen?
Im Schnitt geben wir am Tag an die sechs Essen gratis aus. Mal kommen zehn Leute, an anderen Tagen nur drei. Die meisten wählen eine kleine Speise zum Mitnehmen. Aber sie dürften auch im Restaurant Platz nehmen und ein Menü bestellen, wir haben da keine Einschränkungen. Aber ich habe das Gefühl, so sehr sich die Bedürftigen über unser Angebot freuen, manchmal schämen sie sich auch, es anzunehmen.
Woran merken Sie das?
Wir bieten den Bedürftigen oft eine Suppe an, also zusätzlich zu dem Essen, das sie sich aussuchen. Aber die Suppe wird meistens abgelehnt mit den Worten „Danke, das reicht“. Als ob ein größeres Geschenk unangenehm wäre.
Wie finden die zahlenden Kunden, dass Sie auch nicht-zahlende bedienen?
Ich habe so viel positives Feedback bekommen, dass ich demnächst eine Sparbüchse aufstelle. Wer uns unterstützen will, kann ein paar Münzen rein werfen. Noch toller fände ich ja, wenn auch andere Lokale Essen an Hungrige verschenken würden.