Baumängel nach der Sanierung zwingen das Schauspiel wieder zum Auszug - Ein Zelt ist angedacht.

Stuttgart - Alle Verantwortlichen sind sich nach dem Spitzentreffen am Montag in Sachen Baumängel am Schauspielhaus einig: Die weiterhin bestehenden Einschränkungen für den Spielbetrieb sind nach der Sanierung dermaßen komplex, dass keine verlässliche Aussage über die Eröffnung des Hauses in der nächsten Spielzeit getroffen werden kann. Nun suchen die Verantwortlichen fieberhaft nach einer neuerlichen Interimslösung und favorisieren hier den Vorschlag Hasko Webers, ein bespielbares Theaterzelt direkt neben dem Schauspielhaus zu errichten.

 

Zelt anbauen - Ressourcen des Hauses nutzen

Die nach der Sanierung aufgetretenen Mängel an der Bühnentechnik und im Zuschauerraum sollten während eines Sonderbetriebs bis Ende der Sommerpause behoben werden. Zuletzt hatte vor allem das neue Kommunikations- und Steuerungssystem Probleme bereitet. Daher hatten sich die vier Intendanten der Württembergischen Staatstheater Stuttgart - Reid Anderson (Stuttgart Ballett), Marc-Oliver Hendriks (Geschäftsführung Staatstheater Stuttgart), Hasko Weber (Schauspiel Stuttgart) und Jossi Wieler (Oper Stuttgart) - mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, Bürgermeisterin Susanne Eisenmann sowie weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Stadt und Land zu einem Krisengespräch getroffen.

OB Schuster: Zeltidee ausarbeiten und kalkulieren

Der Vorschlag Webers fiel auf fruchtbaren Boden. "Die Mängel sind gravierender, als sie dem Publikum erscheinen. Der Spielbetrieb ist mittelfristig gefährdet. Ziel muss sein, dass die geplanten Stücke dieser und der kommenden Saison aufgeführt werden. Zudem brauchen Ensemble und Mitarbeiter Planungssicherheit. Eine Ausweichmöglichkeit, die sich direkt an das Haus anschließt, ist die beste Option. Daher habe ich das Schauspiel gebeten, diese Idee umgehend auszuarbeiten und zu konkretisieren, so dass der Verwaltungsrat am 16. April darüber beraten und entscheiden kann", so Oberbürgermeister Schuster.

Auch Ballett würde zwei Produktionen verlieren

Ein Anbau direkt an das Haus hätte den Vorteil, alle im Haus vorhandenen Ressourcen wie Maskenräume, Garderoben für Künstler und für das Publikum, Theaterkasse und Gastronomie weiter nutzen zu können. Nun geht es darum, bis zur Verwaltungsratssitzung der Staatstheater am 16. April alle Rahmenbedingungen im künstlerischen, praktischen, aber auch im Bereich der Finanzierung zu einem beschlussfähigen Ergebnis zu bringen. "Diese Überlegungen sind der einzig gangbare Weg. Im Falle eines Scheiterns ist für die Sparte Schauspiel eine aktive Gestaltung der Spielzeit 2012/13 nicht mehr gewährleistet", so Hasko Weber. Auch das Stuttgarter Ballett, so Ballettchef Reid Anderson, würde ohne eine Interimsspielstätte in der nächsten Spielzeit zwei Produktionen, darunter eine Premiere, verlieren.