In Deutschland ist die Freizeitgestaltung ausgeprägter als in Griechenland, findet Athina Giasta. Das liegt an der besseren Planung der Deutschen und der ausgeprägteren Vereinslandschaft hierzulande, glaubt die Cannstatter Griechin.

Bad Cannstatt - Ehrgeizig, fleißig und sparsam, manchmal vielleicht sogar ein wenig spaßbefreit. Dieses Bild von den Deutschen im Allgemeinen und den Schwaben im Besonderen dürfte relativ verbreitet sein. Freizeit also Fehlanzeige? Von wegen, sagt die Griechin Athina Giasta. „In Deutschland ist die Freizeitgestaltung ausgeprägter“, sagt die junge Frau, die sowohl in Deutschland als auch in Griechenland gelebt hat und überzeugt ist: „Seit ich wieder zurück in Deutschland bin, habe ich trotz viel Arbeit mehr Zeit für das Training im Fitness-Studio und meinen Verein, Rot-Weiß Stuttgart.“ Die Deutschen planten und organisierten auch die Freizeit besser, außerdem sei hierzulande die Vereinslandschaft viel ausgeprägter: „In Griechenland wird in den Vereinen fast nur Leistungssport betrieben“, sagt Giasta.

 

Förderunterricht für besonders talentierte Schüler

Gerade auch für Kinder und Jugendliche sei der Druck generell in Griechenland so hoch, dass wenig Zeit für Hobbies bleibe: „Wegen der schwächelnden Wirtschaft wollen alle Griechen, dass ihre Kinder studieren“, sagt Giasta. Entsprechend werde auch an Wochenenden und in den Ferien viel gebüffelt, sogenannten Förderunterricht gebe es nicht nur für schwache, sondern gerade auch für besonders gute Schüler, um sie noch besser zu machen. „Ich bin froh, dass ich in Deutschland zur Schule gegangen bin, und möchte auch, dass später einmal meine Kinder hier aufwachsen, wo sie noch Kinder sein dürfen.“

Nichtsdestotrotz vermisst Giasta in ihrer Freizeit natürlich auch manchmal Griechenland. „Kurz am Wochenende zum Strand, auf eine Insel oder zum Raften in die Berge fahren zu können, ist schon etwas ganz Besonderes.“ Für viele Griechen sei dies jedoch wegen der angespannten Wirtschaftslage auch ein Luxus, den sie sich nur selten gönnen könnten.

Einblicke in zwei Kulturen

Kolumne: Athina Giasta ist in Griechenland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Zehn Jahre lang hat die 30-Jährige in Athen gelebt und ist vor einigen Monaten nach Deutschland zurückgekehrt. Nun lebt und arbeitet sie in Bad Cannstatt. Regelmäßig lässt sie die Redaktion an ihrem Leben teilhaben, das in zwei Kulturen spielt.