Die großen Banken des Krisenlandes sehen sich gut gerüstet für den Stresstest der Europäischen Zentralbank im Herbst. In den vergangenen Wochen ist es den vier größten Kreditinstituten gelungen, sich wieder selbstständig Geld am Kapitalmarkt zu beschaffen.

Als letzte der vier systemischen griechischen Banken hat nun auch die National Bank of Greece (NBG), das größte Kreditinstitut des Landes, erfolgreich neue Aktien am Kapitalmarkt platziert. Die NBG nahm mit der Kapitalerhöhung wie geplant 2,5 Milliarden Euro ein. Die Emission an der Athener Börse sei „deutlich überzeichnet“ gewesen, erklärte die Bank in einer Mitteilung. Durch die Kapitalerhöhung verringert sich der Anteil des staatlichen Bankenrettungsfonds HFSF an der NBG von 84 auf 57 Prozent. In den Wochen zuvor hatten bereits die Piraeus Bank, die Alpha Bank und die Eurobank insgesamt 5,8 Milliarden Euro bei neuen Aktionären eingesammelt.

 

Die vier großen Institute waren durch den Schuldenschnitt vom Februar 2012 in Schieflage geraten. Sie verloren damals fast ihr gesamtes Eigenkapital und mussten durch Staatshilfen vor dem drohenden Untergang gerettet werden. Für die Rekapitalisierung wurden im zweiten Griechenland-Rettungspaket 50 Milliarden Euro bereitgestellt, von denen bisher 39 Milliarden Euro über den HFSF zugeteilt wurden. Ein Stresstest im Auftrag der Bank von Griechenland ergab einen weiteren Kapitalbedarf von 5,8 Milliarden für die vier Banken. Um ihren privaten Charakter zu wahren, wollten sie dafür jedoch keine weiteren Gelder des HFSF in Anspruch nehmen, sondern Kapital am Markt aufnehmen.

Die Banken lösen sich allmählich vom Einfluss des Staates

Mit den Kapitalerhöhungen lösen sich die griechischen Banken etwas weiter vom staatlichen Einfluss. Innerhalb weniger Wochen ist es ihnen gelungen, insgesamt 8,3 Milliarden Euro am Markt aufzunehmen. Die Piraeus Bank konnte überdies eine Anleihe über 500 Millionen, die Bank von Griechenland einen Bond über 750 Millionen platzieren. Das zeigt, dass die Investoren wieder Vertrauen in Griechenland fassen. Nach den Kapitalerhöhungen sieht man in den Chefetagen der vier großen Athener Institute dem im Herbst geplanten Stresstest der Europäischen Zentralbank gelassen entgegen. Die griechischen Banken seien jetzt wieder sehr solide kapitalisiert, heißt es in der Branche.

Sorge bereiten den Bankvorständen aber nach wie vor die hohen Kreditrisiken, die eine Folge der schweren Rezession sind. Nach Schätzungen aus Bankenkreisen sind im Branchenschnitt 35 Prozent aller Kredite Not leidend. Dabei geht es um eine Darlehenssumme von fast 75 Milliarden Euro – das entspricht immerhin 40 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts.