Bisher hat Griechenland versprochene Reformschritte häufig nicht getan. Auch jetzt gibt es Zweifel, kommentiert der StZ-Griechenland-Korrespondent Gerd Höhler.

Athen - Alexis Tsipras hat seit Tagen versucht, eine Einigung in den Verhandlungen über das dritte Rettungspaket herbeizureden. Jetzt ist es so weit. Die Vereinbarung muss aber noch von den Euro-Finanzministern politisch abgesegnet werden. Seine Ungeduld ist verständlich. Noch nie stand Griechenland so nah am Abgrund wie unter der planlos agierenden Syriza-Regierung. Scheitern die Verhandlungen, droht dem Land der Grexit. Das wäre großen Teilen der radikal-linken Regierungspartei durchaus recht. Aber Tsipras weiß: Die große Mehrheit der griechischen Wähler würde ihm das nie verzeihen. Deshalb will er jetzt das Hilfspaket schnell – selbst um den Preis, dafür seine Wahlversprechen über Bord zu werfen.

 

Aber wird er die Reformen, die er jetzt im Gegenzug für die neuen Milliarden verspricht, auch umsetzen? Darüber schwebt ein großes Fragezeichen. Bei den Privatisierungen scheiterten bisher alle am fehlenden politischen Willen. Alle Parteien sträuben sich dagegen, die Kontrolle über die Staatsunternehmen, die jahrzehntelang dazu dienten, die eigene Klientel mit guten Jobs zu versorgen, aus der Hand zu geben. Was Tsipras angeht, sind die Zweifel am Reformwillen besonders begründet, weil er selbst immer wieder von einen „schlechten Abkommen“ spricht, das ihm aufgezwungen worden sei.