Wenn die neue griechische Regierung mehr oder andere Hilfe von den Euro-Partnern will, sollte sie ihr Verhalten schleunigst ändern, kommentiert der StZ-Politikchef Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Die beschwichtigende Interpretation dessen, was gerade in Griechenland passiert, lautet: Warum soll man sich groß aufregen? Die Regierung Tsipras setzt doch nur um, was sie im Wahlkampf versprochen hat. Das währt vielleicht einige Wochen, aber dann wird sie sich den Realitäten des Regierens und den Zwängen der internationalen Verträge fügen. Lasst sie also ihre Sprüche machen.

 

Die sorgenvolle Interpretation allerdings heißt: Dass Tsipras und seine Minister nach der Wahl so reden wie vorher, zeugt von mangelnder politischer Reife und Einsichtsfähigkeit. Sie lassen es zum großen Kladderadatsch mit der Europäischen Union kommen – inklusive Bruch der Verträge, inklusive Austritt aus dem Euro, inklusive einer neuen, großen Krise der gesamten Eurozone.

Im Moment spricht mehr für die zweite, die düstere Variante. Die Chuzpe, mit der Athens neuer Finanzminister die Troika vor die Tür zu setzen versucht, lässt jedenfalls nichts Gutes ahnen. Sowohl die Entscheider in Brüssel wie die Regierenden in Berlin überlegen doch längst, wie der Spardruck gemindert und der Wirtschaftsaufschwung verstärkt werden kann. Wenn sich die Neuen in Athen allerdings weiter so ungehobelt, so unverschämt benehmen, werden die anderen Europäer noch weniger Neigung als ohnehin haben, ihnen zu helfen. Wenn Tsipras noch mehr Geld als bisher von uns will, sollte er nicht den Eindruck erwecken, er wolle uns erpressen.