Griechenland braucht Kredite, sperrt sich aber gegen die Reformforderungen der Geldgeber. Am Montagabend wurde im Bundeskanzleramt um ein letztes Angebot gerungen, das Athen akzeptabel finden könnte.

Berlin - Im Griechenland-Drama machen die internationalen Geldgeber der Athener Regierung ein letztes Angebot. Die Spitzen von Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission loteten am späten Montagabend in Berlin ein mögliches Kompromisspaket aus, das der griechischen Regierung vorgelegt werden könnte. Ob damit eine Einigung mit Athen erzielt werden kann, blieb zunächst offen. Als erstes hatte die „Welt“ über das Nachttreffen berichtet.

 

„Es geht um ein allerletztes Angebot der Geldgeber“, verlautete aus Verhandlungskreisen. Grundlage sei das bestehende Hilfsprogramm aus dem Jahr 2012, das bis Ende Juni verlängert wurde. Es lägen nochmals alle Vorschläge auf dem Tisch. Die Zeit für eine Einigung wird immer knapper. Bereits an diesem Freitag muss Athen trotz leerer Kassen die nächste Kreditrate an den IWF zurückzahlen.

Für das Treffen reisten IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Präsident Mario Draghi nach Berlin. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sowie Frankreichs Staatschef François Hollande waren ohnehin zu Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Kanzleramt gekommen.

Tsipras wartet auf einen Anruf

Mit Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras wird nach einem Bericht der Zeitung „Die Welt“ dabei nicht verhandelt. Er sei in Athen und warte auf einen Anruf der drei Institutionen IWF, EZB und EU-Kommission. Auf Arbeitsebene gab es zuletzt in den Verhandlungen mit Athen kaum Fortschritte.

Merkel und Hollande hatten am Sonntagabend wiederholt mit Tsipras telefoniert. Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen, hieß es. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums ist kein Sondertreffen der Euro-Staaten zu Griechenland geplant, um über den Verhandlungsstand zu beraten.

Griechenland muss zum kommenden Freitag einen fälligen Kredit von 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Insgesamt werden in diesem Monat fast 1,6 Milliarden Euro fällig. Für Athen stehen insgesamt noch 7,2 Milliarden Euro an Hilfen bereit; das Geld ist jedoch wegen einer fehlenden Reformliste blockiert.

Bereits beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten westlichen Industrieländer (G7) vergangene Woche in Dresden war von einem möglicherweise letzten Angebot der Geldgeber die Rede, das den Griechen vorgelegt werden sollte. Auch in Dresden waren die Spitzen der Geldgeber zusammengekommen.