Finanziell verspürt Griechenland zwar etwas Luft. doch den Obdachlosen hilft das nicht viel. Sie sind in den griechischen Städten nicht mehr zu übersehen. Premier Samaras will nun auch ihnen helfen.

Die Obdachlosen in den griechischen Städten sind nicht mehr zu übersehen. Sie stehen vor den Suppenküchen an, wandern ziellos durch die Straßen, verbringen die Nacht in Parks oder Hauseingängen. Jetzt hat auch der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras sie entdeckt. „Wir wollen die Krise hinter uns bringen und dabei keinen zurücklassen“, sagte Samaras am Montagabend in einer Fernseherklärung. „Der Staat muss denen etwas geben, die nichts haben“, erklärte der Premier und will sich nun als Erstes um jene kümmern, die kein Dach über dem Kopf haben. In leer stehenden, geeigneten Immobilien, die dem Staat gehören, sollen Obdachlosenunterkünfte geschaffen werden, kündigte er an. Bedarf besteht. Nach einer Erhebung der Nichtregierungsorganisation Klimaka hat sich im Verlauf der Krise die Zahl der Menschen ohne Wohnung um ein Viertel erhöht. Ihre Zahl wird auf über 20 000 geschätzt. Weil in Griechenland das Arbeitslosengeld nach maximal zwölf Monaten ausläuft und es keine Grundsicherung wie Hartz IV gibt, ist es oft nur ein kleiner Schritt von der Arbeitslosigkeit zum Verlust der Wohnung. „Wir sehen eine neue Generation, die Neo-Obdachlosen“, erklärt Ada Alamanou von Klimaka. In sechs Wochen soll am Vathis-Platz in Athen das erste Pilotprojekt eröffnet werden, ein Heim für 80 Bedürftige, die dort auch medizinische Versorgung und Hilfe zur sozialen Wiedereingliederung finden sollen, kündigte Premier Samaras an. Weitere Zentren sind in Thessaloniki, Patras, Ioannina und Larisa geplant.

 

Nachdem Griechenland 2013 erstmals einen Primärüberschuss im Haushalt erwirtschaften konnte, gibt es etwas finanziellen Spielraum für die Ärmsten. Immerhin 525 Millionen Euro will Samaras als „soziale Dividende“ an bedürftige Krisenopfer verteilen. Für die Obdachlosen sind 20 Millionen vorgesehen, der gleiche Betrag für die medizinische Versorgung von 400 000 Menschen, die ihre Krankenversicherung verloren haben. Der Löwenanteil der Gelder, 430 Millionen Euro, geht an einkommensschwache Bürger. Familien, deren Jahreseinkommen unter 10 000 Euro liegt, erhalten je nach Kinderzahl einen einmaligen Zuschuss von 500 bis 800 Euro. Die Gelder sollen bis Mitte Mai ausgezahlt werden – kurz vor den Europawahl.