Statt sich Verbündete zu suchen, stößt die Regierung um Ministerpräsident Tsipras die EU immer wieder vor den Kopf, kritisiert STZ-Korrespondent Gerd Höhler.

Athen - Mit ungläubigem Staunen verfolgt man das Laienspiel, das die Regierung in Athen seit ihrem Amtsantritt aufführt. Griechenland steht vor der Staatspleite. Das Geld geht zur Neige. Die Zeit läuft davon. Doch Ministerpräsident Tsipras hält die Gläubiger hin, als seien sie in Not – und nicht er. Man möchte meinen, eine Regierung, die sich in einer so verzweifelten Lage befindet, würde sich bemühen, Freunde und Verbündete zu gewinnen. Stattdessen vergiftet Athen die Atmosphäre mit Drohungen gegen die europäischen Partner.

 

Gleich drei Athener Minister wollen Europa mit Hunderttausenden Flüchtlingen überschwemmen, wenn sich die EU nicht gefügig zeigt. Daraus spricht tiefe Verachtung für die betroffenen Menschen, die als Waffe eingesetzt werden. Doch genauso wenig scheint es die Scharfmacher zu interessieren, was es für den Tourismus, die einzige florierende Branche, bedeuten würde, wenn sich das Land mit den Drohungen aus der Schengenzone katapultiert. Die Politik von Alexis Tsipras ist ein Amoklauf: Mal beschuldigt er Spanien und Portugal, sie hätten sich gegen ihn verschworen, dann wirft er der Europäischen Zentralbank vor, sie wolle sein Land erdrosseln. Es wird höchste Zeit, dass Athen zu den in der EU üblichen Umgangsformen zurückkehrt. Der Scherbenhaufen ist groß genug.