Bei Lauterstein im Kreis Göppingen soll der größte Windpark Süddeutschlands entstehen. Das Regierungspräsidium hat dafür jetzt eine wichtige Weiche gestellt.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Lauterstein - Schon jetzt ist der Landkreis Göppingen der wichtigste Windenergiestandort in der Region Stuttgart. Demnächst könnte er auch zur landesweiten Nummer eins aufrücken. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat für die Firma WPD den Weg frei gemacht. Das Unternehmen mit Sitz in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) will auf 460 Hektar bei Lauterstein am Ostzipfel der Region einen Park mit 22 Windrädern bauen. Daran angrenzend planen die Stadtwerke Heidenheim bei Bartholomä (Ostalbkreis) drei weitere Windräder. „Es sieht so aus, als ob es der größte Windpark des Landes werden könnte“, sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Umweltministeriums. Bisher trägt diesen Titel die Gemeinde Simmersfeld (Kreis Calw). Dort, im Nordschwarzwald drehen sich 15 Windräder.

 

Mitten im Wald wachsen Windräder

„Die erste Hürde ist genommen“, erklärte Steffen Hoyler vom Umweltschutzamt des Landkreises Göppingen. Im Regionalplan aus dem Jahr 2009 waren die in Frage kommenden Waldflächen zwischen dem Bernhardus und den Heidhöfen für einen Grünzug reserviert. Das Regierungspräsidium stimmte nun dem Göppinger Antrag zu, stattdessen ein Vorranggebiet für die Gewinnung von Windenergie auszuweisen. Ohne diese Genehmigung hätte auf den neuen Regionalplan gewartet werden müssen, der bisher noch nicht vom Regionalparlament verabschiedet worden ist.

Das Vorhaben auf der 750 Meter hohen Albhochfläche sei „ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutzkonzept des Landkreises Göppingen und zum Gelingen der Energiewende in der Region Stuttgart“, sagte der Leiter des Göppinger Umweltschutzamtes, Joachim Eberlein. Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnten 38 000 Haushalte mit Windstrom versorgt werden.

Im April sollen die Anhörungen beginnen

Allerdings muss dafür erst das Genehmigungsverfahren erfolgreich bewältigt werden. Hoyler rechnet damit, dass spätestens im April, wenn der förmliche Bauantrag der WPD vorliegt, mit dem Anhörungsverfahren begonnen werde. Zusammen mit dem Ostalbkreis werde außerdem eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben. Bei einem positiven Verlauf könnten sich schon im Sommer 2015 die ersten Windräder drehen. Bisher gibt es im Landkreis fünf Windparks mit insgesamt 26 Windrädern. Auch sie konzentrieren sich am Albtrauf.

Gegenwind ist bisher ein laues Lüftchen

Dass der Bau der 200 Meter hohen Anlagen einen Eingriff ins Landschaftsbild bedeute, lasse sich nicht leugnen, sagte Hoyler. Dennoch erwartet man wenig Gegenwind. Bisher sei das Verfahren „ein Paradebeispiel für Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung“, sagte der Bürgermeister Michael Lenz. Von Anfang an seien die Bürger informiert worden, auch mit der Fliegergruppe und dem in der Nähe stationierten Wetterdienst habe man Kompromisse gefunden. Während am Schurwald, auf der anderen Seite des Kreises, das Thema Windkraft kontrovers diskutiert wird, gab es im Lautersteiner Gemeinderat nur eine Gegenstimme. Schließlich könnten sich die finanziellen Möglichkeiten des 2600-Einwohner-Städtchens signifikant verbessern. 400 000 Euro an Gewerbesteuern dürfte der Windpark jährlich überweisen – so viel wie alle anderen Betriebe zusammen.