Die EU-feindliche Partei Ukip hat nach einer Nachwahl einen zweiten Sitz in Großbritanniens Parlament. Ein halbes Jahr vor der britischen Unterhauswahl ist das ein herber Schlag für Premierminister David Cameron.

Rochester/London - Ein halbes Jahr vor der britischen Unterhauswahl haben die Konservativen von Premierminister David Cameron eine weitere Schlappe erlitten. Bei einer Nachwahl in Rochester errang die rechtspopulistische und EU-feindliche Ukip einen zweiten Sitz im Parlament. Ihr Kandidat Mark Reckless setzte sich mit 42 Prozent der Stimmen klar gegen seine konservative Konkurrentin Kelly Tollhurst durch.

 

Die Nachwahl war nötig geworden, nachdem Reckless im September von der Konservativen Partei zur Ukip übergetreten war und sein Parlamentsmandat niedergelegt hatte. Der Ukip-Sieg in Rochester dürfte Sorgen schüren, dass Großbritannien einem Austritt aus der Europäischen Union näherkommt. „Wenn Sie daran glauben, dass die Welt größer ist als Europa, wenn Sie an ein unabhängiges Britannien glauben, dann kommen Sie mit uns und wir werden Ihnen Ihr Land zurückgeben“, sagte Reckless vor applaudierenden Anhängern.

Unklar wer Großbritannien regieren wird

Ukip-Chef Nigel Farage sagte der BBC, nach dem Erfolg in Rochester sei völlig offen, wer die nächste Regierung in der sechsgrößten Volkswirtschaft der Welt stellen werde. Beobachtern zufolge dürften viele Ukip-Anhänger Wähler sein, die bislang in erster Linie die Konservativen unterstützten. Daher drohen Camerons Partei Stimmverluste bei der Unterhauswahl im Mai.

In Umfragen liegen die Konservativen knapp hinter der Labour-Partei, die bei rund 32 Prozent gesehen wird. Ukip, die den Austritt Großbritanniens aus der EU fordert, liegt bei rund 15 Prozent. In Großbritannien gilt allerdings Mehrheitswahlrecht, so dass prozentuale Ergebnisse sich nicht zwingend in der Mandatsvergabe widerspiegeln.

Der Ukip-Sieg in Rochester ist auch eine Niederlage für Cameron persönlich. Er hatte seine Partei aufgefordert, alles zu unternehmen, um den Sitz zu halten. Der Premier war selbst fünf Mal in den Wahlkreis gereist. Er hatte zuletzt zudem eindringlich versucht, die wachsende Zahl EU-kritischer Abgeordneter auch in seiner eigenen Fraktion wieder hinter sich zu scharen. Im Fall seiner Wiederwahl will Cameron die Briten 2017 über den Verbleib Großbritanniens in der EU abstimmen lassen.