Bei der Messe Fokus Beruf auf der Maubacher Höhe in Backnang haben die Schüler die Qual der Wahl: 114 Arbeitgeber stellen aus. Die Messe beginnt am Freitag und am Samstag jeweils um 9 Uhr.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Man könnte ihn einen Vertreter der Präventivabteilung der Arbeitsagentur nennen. Eine Sparte mit dieser Bezeichnung gibt es bei den staatlichen Jobvermittlern freilich nicht, aber der Berufsberater Armin Gerhardt würde wohl nicht widersprechen. Seine Aufgabe ist es, Schüler möglichst frühzeitig davon zu überzeugen, sich Gedanken über ihre Berufswahl zu machen – damit sie später einen Job haben, der ihnen Spaß macht und damit sie keinesfalls arbeitslos werden.

 

An diesem Vormittag ist Herr Gerhardt mal wieder an der Backnanger Max-Eyth-Realschule. Seit mehr als 30 Jahren ist der Berufsberater der Agentur für Arbeit aus Waiblingen Stammgast im Unterricht. Diesmal geht es um die Ausbildungsmesse Fokus Beruf, die am kommenden Freitag und Samstag auf der Maubacher Höhe im Backnang über die Bühne geht. Diese Schulstunde ist also eine Art Vorbereitung auf die Berufsvorbereitung.

Veranstalter erwarten mehrere tausend Besucher

Gerhardt appelliert an die Schüler der 9 d, mit offenen Augen, mit Fragen im Gepäck und mit Interesse vorbeizukommen. 114 Aussteller präsentieren an den beiden Tagen von 9 Uhr an insgesamt 139 Berufe. Die Messe, die bereits zum achten Mal stattfindet, ist für alle Schüler aus dem Rems-Murr-Kreis konzipiert, speziell für jene, die im Spätsommer 2016 eine Ausbildung beginnen wollen. Veranstalter sind die Arbeitsagentur, die IHK, die Kreishandwerkerschaft, der Kreisjugendring, der Landkreis und der Verband Südwest-Metall. In der Stadthalle, in der Karl-Euerle-Halle, in der Realschule sowie drum herum werden an beiden Tagen wieder mehrere tausend Besucher erwartet.

Und los geht der Unterricht mit dem Mann von der Präventionsabteilung. Er will wissen: „Wie viele Berufe gibt es wohl?“ Ein Schüler schätzt „vielleicht 20“, ein anderer sagt: 500. Es seien immerhin rund 350, erklärt Armin Gerhardt. Doch die allermeisten Schüler konzentrierten sich auf lediglich 30, maximal 40 Berufe, speziell auf die Klassiker, zum Beispiel KFZ-Mechatroniker und Bankkaufmann. Es gebe aber zig Alternativen. Zum Beispiel den Kaufmann für das Gesundheitswesen und den Kaufmann für Dialogvermarktung, die Fachkraft für Veranstaltungstechnik, den Medienkaufmann für Digital und Print und – den Schornsteinfeger. Den Schornsteinfeger? Lange Gesichter im Klassenzimmer.

„Darauf vorbereitet sein, was kommt“

„Nein, danke“, diese beiden Worte haben vermutlich die meisten Schüler im Kopf. Aber Gerhardt sagt: „Man könnte den Schornsteinfeger auch Umwelttechnischen Berater oder Energieberater“ nennen. Die Botschaft ist klar: Lasst Euch bitte nicht die Chance entgehen, spannende Berufe kennenzulernen, fragt immer nach. Am besten gleich am Freitag bei der Messe nebenan.

Am Rande des Unterrichts erklärt der Schulleiter Heinz Harter, dass die Berufsorientierung im Schulalltag seit vielen Jahren eine zentrale Rolle spiele. Die Jugendlichen müssten nach Klasse zehn „darauf vorbereitet sein, was kommt“. Also entweder auf den Sprung auf ein Gymnasium oder auf den Start im Berufsleben. Wichtig sei auch die Elternarbeit. Die weit verbreitete Auffassung, dass alle mit Abitur bessere Chancen hätten, sei nämlich nicht richtig. Für viele Absolventen sei es besser, (zunächst) eine Lehre zu machen und eventuell ausbildungsbegleitend die Fachhochschulreife abzulegen. Für junge Leute, die beruflich durchstarten wollen, seien die Bedingungen in der wirtschaftlich gut aufgestellten Region Stuttgart „ideal“. Viele Betriebe suchten händeringend Nachwuchs.