Die Industrie- und Handelskammer hat die Daten von 25 Großen Kreisstädten und der Landeshauptstadt verglichen. Böblingen erhält in der Region Stuttgart von Bürgern und Gewerbetreibenden den zweithöchsten Obolus.

Böblingen - Die Städte Böblingen und Sindelfingen profitieren weiterhin am stärksten vom konjunkturell bedingten Einnahmehoch. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK). Allerdings hat Sindelfingen der Nachbarstadt den Rang abgelaufen und sie von Platz eins verdrängt. So rechnet die Daimler-Stadt in diesem Jahr pro Einwohner mit Steuereinnahmen von 2926 Euro. Böblingen kassiert 2156 Euro. Im vergangenen Jahr hatte Böblingen noch rund 24 Euro pro Kopf mehr im Topf.

 

Der Grund liegt beim Auf und Ab bei der Gewerbesteuer. Im Moment ist das Stadtsäckel von Sindelfingen wieder sehr gut gefüllt, nachdem der Autokonzern mehr in die Kasse spült: Zuletzt schlug sich bei der Gewerbesteuer ein Plus von 47 Millionen Euro zu Buche, sodass sich die Einnahmen auf 123 Millionen Euro summieren.

Auf und Ab bei der Gewerbesteuer

Aber nicht nur Daimler lässt Sindelfingens Kämmerer frohlocken. Denn den beiden Nachbarstädten, die im Zweckverband Flugfeld zusammengeschlossen sind, spielt auch der Bauboom im neuen Stadtquartier in die Karten. 2000 Arbeitsplätze sind auf dem Flugfeld bereits geschaffen worden. Die meisten Firmen kam von außerhalb. Zudem leben bereits mehr als 2500 Menschen in den neuen Stadthäusern. Auch sie sind bisweilen aus dem ganzen Umland zugezogen und stärken ebenfalls als neue Steuerzahler die städtische Finanzlage. Sowohl Sindelfingen als auch Böblingen zählten jedenfalls Mitte vergangenen Jahres gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014 rund tausend Einwohner mehr.

Leonberg wiederum hat die für das Gesamtsteueraufkommen nicht unwesentliche Einwohnerzahl binnen Jahresfrist bis Mitte 2015 um fast 900 steigern können, Herrenberg lediglich um rund 400. Überhaupt hinkt Herrenberg im Kreis etwas hinterher und landet in der Tabelle der von der IHK untersuchten 25 Großen Kreisstädte und der Landeshauptstadt beim gesamten Steueraufkommen auf Platz 18. Leonberg liegt auf dem zwölften Rang. Herrenberg bringt es in diesem Jahr auf Steuereinnahmen von 1295 Euro pro Einwohner, Leonberg auf 1481 Euro. Zum Vergleich: die Landeshauptstadt belegt mit 1887 Euro pro Kopf Platz vier, davor rangiert die Stadt Ditzingen (Kreis Ludwigsburg). Sie kommt auf 2111 Euro.

Herrenberg bittet Firmen noch mehr zur Kasse

Die Steuerkraft einer Kommune wird auch durch die Hebesätze bestimmt. Die Stadt Herrenberg sah bei der Gewerbesteuer einen Nachholbedarf. Zusammen mit Weinstadt und Fellbach ( beide Rems-Murr-Kreis) sowie Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) zählt die Stadt im Gäu zu den wenigen analysierten Großen Kreisstädten, die das Gewerbe künftig stärker zur Kasse bitten. Sie ernteten von der IHK dafür Kritik: „Für die weitere Ansiedlung von Firmen ist das nicht förderlich.“ Die Mehrheit der Stadträte von Herrenberg stimmte trotzdem zu. Der Gewerbesteuerhebesatz liegt dort nun bei 380 und damit um 20 Prozentpunkte höher als zuvor. Herrenberg zog jetzt mit Leonberg gleich, in Böblingen liegt der Hebesatz bei 360, in Sindelfingen bei 370 Punkten.

Ganz anders ist die Lage bei den Gesamtinvestitionen der Kommunen pro Kopf. Hier liegt Leonberg im Kreis Böblingen deutlich vorne mit rund 890 Euro (Platz drei in der IHK-Tabelle). Böblingen gibt 664 Euro aus, Sindelfingen fährt einen Sparkurs und kommt auf 366 Euro pro Nase. Im Kreis investiert Herrenberg noch weniger: 358 Euro je Einwohner.