Ohne 100 Polizisten hätte eine Abiparty in einer Discothek in Feuerbach wegen eines Massenandrangs leicht in einem Desaster enden können. Wie sich solche Szenen künftig verhindern lassen – das ist das Thema der nächsten Tage.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Der Massenandrang vor einer Disco in Feuerbach, der am Freitagabend einen Großeinsatz der Polizei auslöste, hat ein Nachspiel: Noch in dieser Woche soll es Gespräche zwischen Stadt, Polizei und dem Betreiber der Disco Penthouse geben. Damit soll verhindert werden, dass sich künftig ähnliche Szenen abspielen: Unter 1000 jungen Menschen drohte eine Panik auszubrechen. Ob der Betreiber für die Kosten des Einsatzes aufkommen muss, ist unklar: „Dazu müsste ihm grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski.

 

Für die Veranstaltung, eine „Abiparty zur Zeugnisausgabe“, habe es vorher keine Absprachen mit der Stadt oder gar Auflagen gegeben, sagt Jana Braun, Sprecherin der Stadt Stuttgart. „Das sind konzessionierte Räume, da muss man Veranstaltungen nicht noch einmal vorher beantragen“, stellt sie fest. Solche Abipartys hätten in der Disco an der Heilbronner Straße schon mehrfach stattgefunden, ohne dass es Probleme gegeben hätte.

Die Lage drohte zu eskalieren

Das war diesmal anders: Am Freitag um 20.40 Uhr, also vierzig Minuten nach Öffnung, gingen aus der Menschenmenge Hilferufe bei der Polizei ein. Die Lage drohte zu eskalieren, weil in der Menge befürchtet wurde, keinen Platz mehr in der Lokalität zu ergattern. Die Polizei rückte mit 100 Beamten an, sperrte ab, ordnete, kanalisierte. Der Großeinsatz sorgte auch für kilometerlange Staus auf der Einfallstraße.

Wer bezahlt das? Dass die Stuttgarter Polizei für solche Großeinsätze die Kosten beim Verantwortlichen eingetrieben hat, ist schon etwas länger her. Und doch: Ende Januar 2015, also vor zwei Jahren, hatten etwa 1000 Fans das Einkaufszentrum Milaneo in der Innenstadt gestürmt. Sie alle wollten ein Autogramm des Heidelberger Rappers Kurdo. In dem Center kam es zu gefährlichen Drängeleien und chaotischen Szenen. Der Veranstalter, ein großer Elektronikmarkt, musste die Autogrammstunde kurzfristig absagen – ohne dass Kurdo sich gezeigt hätte.

Die Kurdo-Hysterie kam den Veranstalter teuer

Der Fall hatte ein Nachspiel – auch weil Kurdo der Polizei die Schuld am Abbruch gab und mit seinem Fahrzeug-Tross bei der Abreise rote Ampeln nicht beachtete – spätere Verhöhnung der Polizei inklusive. Am Ende musste der Elektronikmarkt den Polizeieinsatz zahlen, weil es zu wenig Sicherheitspersonal gab. „Das waren mehrere Tausend Euro“, sagt Tomaszewski.

Allerdings zahlen Verursacher nicht immer. So kam ein 20-Jähriger, der im März 2015 auf einem Hausdach am Charlottenplatzin der Innenstadt Schießübungen machte und einen Großeinsatz der Polizei auslöste, ungeschoren davon.

Und am Ende noch ein Raubüberfall

Im aktuellen Fall wäre es freilich für manchen besser gewesen, der Party fernzubleiben. Für einen 18-Jährigen beispielsweise: Er wurde in den Morgenstunden auf dem Heimweg in der Heilbronner Straße von vier Räubern überfallen.