Die Jugendlichen und Erwachsenen des Heimerdinger Chores freuen sich auf den Auftritt in der Porsche-Arena in Stuttgart. Zusammen mit rund 750 anderen Sängern aus Chören in dem Land treten sie als Vorgruppe des Oslo Gospel Chores auf.

Heimerdingen – Wie ist es, in einem Chor aus mehr als 700 Sängern zu singen? Dazu werden einige Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Heimerdingen bald mehr sagen können. Am Samstag, 16. Februar, fahren 25 Sänger aus dem Jugend- und dem Erwachsenengospelchor nach Stuttgart in die Porsche Arena und treten dort zusammen mit mehr als 700 Sängern aus Chören aus ganz Baden-Württemberg auf. Sozusagen als Vorgruppe des „Oslo Gospel Choirs“, einem der weltweit bekanntesten Vokalensembles dieser Musikrichtung. Die Leiter der Heimerdinger Chöre Ricarda Kost, 43, und Jens Maier, 39, haben ihre Sänger darauf vorbereitet.
Frau Kost, mit mehr als 750 Sängern zusammen auf der Bühne stehen – ist man da entspannter als sonst? Fallen ein falscher Ton oder ein falsches Wort da weniger auf?
Kost: Das würde ich so nicht sagen. Natürlich fällt es stärker auf, wenn man sich in einem Chor mit nur 25 Sängern versingt. Aber wer in eine Pause hinein singt, den hört man auch aus einem Chor von 750 Sängern raus. Und in der Porsche-Arena ist es immer möglich, dass man gerade im Fokus der Kamera steht und dann in Großaufnahme auf der Leinwand erscheint.

Herr Maier, was ist das für ein Gefühl, Teil eines so riesigen Klangkörpers zu sein?
Maier: Als Sänger, der da mittendrin steht, nimmt man das ganz anders wahr, als wenn man im Publikum sitzt und angesungen wird. Man spürt im Chor die Masse nicht so stark. Es ist ein tolles Gefühl. Für mich wird dieses Konzert viel entspannter sein als die kleinen bei uns in Heimerdingen. Bei uns muss ich als Chorleiter danach schauen, ob auch alles so klappt, wie wir es eingeübt haben. In der Porsche-Arena mache ich einfach nur mit und genieße den tollen Klang.

17 Sänger aus Heimerdingen singen im Jugendchor, drei davon sind erst zehn Jahre alt. Sie entsenden damit eine sehr junge Delegation.
Kost: Ja, das ist uns bei einem anderen großen Chorprojekt bereits aufgefallen. Als wir aus Heimerdingen in der SAP-Arena in Mannheim die „Zehn Gebote“ mitgesungen haben, gehörte unsere Gruppe auch zu den jüngsten. Es ist für die Kleinen natürlich anstrengend, das Konzert mitzumachen. Mit Hin- und Rückreise sind wir den Samstag bis spät in die Nacht auf den Beinen. Aber den Kindern macht es genauso wie den Erwachsenen unheimlich viel Spaß. Sie wollen gerade mit dem Proben gar nicht mehr aufhören.

Das war nicht immer so. Vor rund sechs Jahren sind die Aktivitäten des früheren Heimerdinger Jugendchores allmählich eingeschlafen – ein Schicksal, das viele Chöre ereilt. Was ist nun anders?
Kost: Ich glaube, dass Gospel die Menschen ganz anders anspricht. Ein Lied, das ich sehr gerne mag, „God gave me a song“, drückt einfach alles aus, was ich als Christ fühle und glaube. Das spricht viele Jugendliche, aber auch viele Erwachsene an. Es gibt allerdings auch Kinder, die andere Musik lieber mögen. Bei uns gibt es in der Gemeinde neben dem Gospelchor auch noch einen Kinderchor, den klassischen Kirchenchor und weitere musikalische Angebote.

Neue Inhalte sind schön, aber trotzdem nicht immer erfolgreich.
Maier: Wir haben im Frühherbst 2010 den Gospelchor als Projektchor angeboten. Im September haben wir uns zum ersten Mal getroffen und im November gleich einen Auftritt gehabt. Das machen wir seitdem jedes Jahr. Den Erwachsenen kommt das entgegen, viele singen immer wieder projektweise mit.

Sie verlieren die Sänger in der Zwischenzeit nicht aus den Augen?
Maier: Ganz wichtig ist es, nach dem Ende des Projektes die E-Mail-Adressen einzusammeln, Kontakt zu den Sängern zu halten und über die nächsten Projektphasen per E-Mail-Verteiler zu informieren.

Der als Projekt gestartete Jugendgospelchor probt jetzt dauerhaft. Wie das?
Kost: Die Jugendlichen wollten nicht aufhören, da sie viel Freude am Singen entdeckt und eine tolle Chorgemeinschaft entwickelt haben. Wir singen jetzt einfach zwischen den Projekten weiter.