Die Stadt hat einen Projektentwickler für die marode Häuserzeile vor dem Ludwigsburger Barockschloss gefunden. Damit ist der Weg frei für die Sanierung – und den Teilabriss.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft (WBL) hat bei der geplanten Neugestaltung der historischen Gebäudezeile auf der gegenüberliegenden Seite des Barockschlosses den Durchbruch erzielt. Wie die WBL am Freitag mitteilte, wird das 4000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Schlossstraße, Kaffeeberg und Schmiedgässle an die Immobiliengesellschaft Ipsak verkauft, die auch für die Revitalisierung des Salamander-Areals in Kornwestheim verantwortlich ist. „Die dortige Vorgehensweise der Ipsak hat uns sehr überzeugt“, sagt der WBL-Geschäftsführer Andreas Veit. Man wisse die Gebäude in Ludwigsburg daher jetzt in guten Händen.

 

Das Gebäudeensemble stammt aus dem 18. Jahrhundert

Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Ensemble umfasst drei Häuser an der Schlossstraße, die dazugehörigen Seitenflügel sowie ehemalige Pferdeställe auf der Rückseite. Die Bauwerke werden teilweise saniert, teilweise abgerissen und wieder aufgebaut, damit Platz für Stadthäuser und Gewerbeflächen entsteht. Der Komplex umschließt zudem drei Innenhöfe, zwei davon sollen künftig öffentlich zugänglich sein – weshalb das gesamte Vorhaben den Namen „Höfe am Kaffeeberg“ erhält.

Die Stadt habe auf diese Sanierung „intensiv hingearbeitet“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Das Stadtbild werde dadurch entscheidend aufgewertet.

Am markantesten sticht der Grafenbau hervor, ein 1724 errichtetes Rokkokopalais. Direkt daneben steht der bereits 1719 fertig gestellte Gesandtenbau, in dem einst die herzogliche Bibliothek untergebracht war. Beide Häuser wurden zwischen 1933 und 2008 von der Polizei genutzt und stehen seither leer. Von den Fassaden blättert der Putz, an den Wänden treten Risse hervor. Aber der Charme der alten Substanz, vor allem des Grafenbaus, ist noch sichtbar. Aufgabe der Ipsak wird sein, die Häuser in enger Abstimmung mit der Stadt und dem Denkmalamt zu revitalisieren.

Der Investor sieht „außergewöhnliches Entwicklungspotenzial“

Die von der Straße wegführenden Seitenflügel hingegen werden abgerissen, ebenso die dahinter liegenden ehemaligen Ställe, die aktuell als Garagen genutzt werden. Unter dem Areal wird eine Tiefgarage mit bis zu 150 Plätzen angelegt, darauf kommen Stadthäuser und Wohnungen. In der Häuserzeile an der Schlossstraße werden Gewerbeflächen entstehen – etwa für Büros, Ateliers oder Läden für Kunsthandwerk. „Die repräsentative Lage direkt gegenüber dem Schloss bietet ein außergewöhnliches Entwicklungspotenzial“, sagt Lars Bergmann, Vorstand der Immovation AG, der Mutterfirma der Ipsak.

Als drittes Gebäude kommt das ehemalige Hotel Schlosshof hinzu, das nicht unter Denkmalschutz steht und daher nach einem Architektenwettbewerb komplett neu gebaut wird. Die Ipsak will in das Gebäude ein Café integrieren – als Reminiszenz an den Italiener Lazaro, der an dieser Stelle 1722 das erste Kaffeehaus in Ludwigsburg eröffnete.

Die Bauarbeiten sollen spätestens in zwei Jahren beginnen

Der Aufsichtsrat der Ludwigsburger Wohnungsbau-Gesellschaft hat erst vor wenigen Tagen entschieden, das Ensemble an die Ipsak zu verkaufen. Das Schlosshof-Gebäude hatte die WBL 2009 aus privater Hand übernommen. Vor acht Monaten kaufte das städtische Tochterunternehmen dem Land auch den Grafenbau und das Gesandtenhaus ab – mit dem Ziel, die Verhandlungen mit potenziellen Investoren zu forcieren. Es habe auch andere Interessenten gegeben, sagt Veit. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Die WBL habe mit dem Weiterverkauf einen kleinen Gewinn gemacht, sagt Spec, aber der städtebauliche Aspekt sei viel bedeutender.

Denn um die Rettung des Areals wird in Ludwigsburg schon lang gerungen. Einst sollten der Grafenbau und das Gesandtenhaus in ein Luxushotel umfunktioniert werden – Spec hatte entsprechende Pläne maßgeblich vorangetrieben, bis das Projekt 2011 platzte. Der damalige Investor war inmitten der Finanzkrise nicht in der Lage gewesen, die nötigen Partner zu finden.

Die Ipsak will spätestens im Jahr 2015 mit den Bauarbeiten beginnen. 2016 soll das Vorhaben abgeschlossen sein.