Die Neue Mitte in Remseck wird aus drei Teilen bestehen: Neben Rathaus und Stadthalle gibt der Gemeinderat auch für eine Mediathek grünes Licht – in einer abgespeckten Variante. Der Mittelweg schmeckt aber nicht allen.

Remseck - Das Wichtigste wäre am Ende fast untergegangen: Der Beschluss zum Bau des größten Projekts in der Remsecker Stadtgeschichte. Seit der Gemeinderatssitzung am Donnerstag ist endgültig klar, dass die Neue Mitte kommt, ein Zurück wird es nicht geben. „Endlich können wir das Schild aufstellen ‚Hier baut die Stadt Remseck’“, sagte der Bürgermeister Karl Velte. Im Herbst wird der symbolische Spatenstich erfolgen, in wenigen Jahren sollen das neue Rathaus, eine Stadthalle und eine Tiefgarage fertig sein – und aller Voraussicht nach auch eine Bibliothek.

 

Die Debatte über jenen dritten Bauteil war es, die den wegweisenden Beschluss in den Hintergrund drängte. Denn während sich die Stadträte über Rathaus, Halle und Garage einig zeigten, blieb die Bibliothek bis zuletzt höchst umstritten. Kurz zusammengefasst standen in den vergangenen Monaten Freie Wähler (FW) und CDU auf der einen Seite. Sie hielten die Bücherei lange entweder komplett für lässlich oder zumindest für überdimensioniert, auf jeden Fall aber angesichts der Remsecker Finanzen für zu teuer. Ihnen gegenüber positionierten sich Grüne, SPD, FPD und die Verwaltung. Ihnen schwebte eine voll ausgestattete Bibliothek für Kinder und Erwachsene vor, die das Publikum in die Neue Mitte ziehen und in Konkurrenz mit anderen Städten treten sollte. Seit Donnerstag ist klar: Weder das eine noch das andere wird kommen. Stattdessen einigte man sich auf – die Mitte.

Gesamtkosten von rund 35 Millionen Euro

Der dritte Gebäudeteil, Kubus genannt, wird unter dem Vorbehalt gebaut, dass die Gesamtkosten des Projekts 35 Millionen Euro nicht übersteigen. In dem vorgesehenen Aufbau auf die Stadthalle werden die bestehenden Büchereien von Neckarrrems und Neckargröningen zusammengefasst, außerdem gibt es ein Lesecafé und zwei Mehrzweckräume, die vor allem die Volkshochschule nutzen könnte. 23 Stunden pro Woche soll die Einrichtung laut eines Entwurfs aus dem Rathaus geöffnet sein, drei Angestellte dort arbeiten. Durch eine spezielle Bauweise sei es möglich, den Raum für Bücher jederzeit zu erweitern, erklärte der Architekt Uwe Hein.

„Ich bin zufrieden“, sagte der Oberbürgermeister Dirk Schönberger am Tag nach der Entscheidung. Er sieht den Kompromiss, der im Wesentlichen auf einen Vorstoß von CDU und Freien Wählern zurückgeht, als Einstieg. „Das lässt uns alle Optionen für später.“ Obwohl er ursprünglich eine große Lösung bevorzugte, schwenkten seine Verwaltung und er nach einer Debatte hinter verschlossenen Türen noch um – und präsentierten eine abgespeckte Version der Bibliothek. „Wir haben gesehen, dass ein breiter Konsens möglich ist.“

Die SPD unternimmt einen letzen Anlauf für die „große Lösung“

Mit 18 zu acht Stimmen für die Mediathek fiel die Abstimmung zwar recht deutlich aus. Trotzdem wurde augenfällig: Es geht ein Riss durch den Gemeinderat. Die SPD unternahm noch einen letzten Versuch, doch die „große Version“ zu bauen, scheiterte mit einem Antrag aber denkbar knapp. Zwölf Räte stimmten für das Papier, 13 dagegen. Der Konsens sei achtenswert, meinte der SPD-Chef Heinz Layher, „doch uns geht es um die richtige Entscheidung“. Gemeinsam mit der FDP stimmten die Genossen gegen den Konsensvorschlag.

Er wundere sich, dass die Sozialdemokraten noch vor Monaten eine Kommission gefordert hätten, die nach Einsparmöglichkeiten suchen soll, nun aber mehr Geld ausgeben wollten, sagte der FW-Chef Gerhard Waldbauer. Steffen Kirsch (CDU) erklärte, der vorliegende Konsens sei „die Grenze dessen, was wir uns vorstellen können“.

Mitentscheidend war das Votum der Grünen, die sich die Entscheidung deshalb nicht leicht gemacht hätten, sagte Karl Burgmaier. Da die Wunschlösung aber keine Mehrheit fand, erkenne man den Konsens an. „Wir hoffen aber auf Größeres.“