Zusammengeschaltete Batterien für Elektroautos sorgen für den Ausgleich von Netzschwankungen. Ein weiteres Bosch-Projekt in Hamburg läuft bereits. Gespräche über neue Vorhaben werden geführt.

Stuttgart - Der Elektro- und Elektronikkonzern Bosch arbeitet mit dem Energieversorger EnBW zusammen. Die Unternehmen planen einen Stromspeicher beim EnBW-Kraftwerk Heilbronn. Für Projektierung, Bau, Anschluss und Betrieb soll eine Projektgesellschaft gegründet werden, die von den Kartellbehörden noch gebilligt werden muss. Angaben über das finanzielle Volumen des Projekts machen die Partner in ihrer Mitteilung nicht. Aufgabe des Speichers ist es, Energie zum Ausgleich von kurzfristigen Schwankungen im Stromnetz zur Verfügung zu stellen. Der Bedarf hierfür ist durch den Ausbau der erneuerbaren Energien entstanden. Solar- und Windenergieanlagen erzeugen Strom je nach Wetterlage und verursachen deshalb Schwankungen im Netz.

 

„Die Zusammenarbeit mit der EnBW ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Speichertechnologie im Energiemarkt zu etablieren und so die Energiewende erfolgreich zu gestalten“, sagte Cordelia Thielitz, Geschäftsführerin von Bosch Energy Storage Solutions zu dem Projekt. Arnim Wauschkuhn, Vertriebsleiter Engineering & Consulting Services bei der EnBW und zuständig für die Zusammenarbeit, bezeichnete den geplanten Stromspeicher als Baustein für die dezentrale Energiewelt der Zukunft.

768 Batterien werden zusammengeschaltet

Bosch wird sich um das Batteriesystem kümmern, die EnBW um den Netzanschluss am Standort. Der Speicher wird aus 768 Lithium-Ionen-Batteriemodulen bestehen. Die maximale Leistung liegt bei fünf Megawatt, die Speicherkapazität bei fünf Megawattstunden. Der Speicher, so heißt es, erbringe ein Fünftel der Regelleistung eines großen Kraftwerks. Die Strommenge, die der Speicher pro Jahr aufnimmt und abgibt, entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 400 Zwei-Personen-Haushalten. Sollte über die Bereitstellung von Regelenergie hinaus Strom verfügbar sein, so kümmert sich die Stromhandelsabteilung der EnBW um die Vermarktung.

Bosch und die EnBW wollen bei Batterielösungen für den Energiemarkt eng zusammenarbeiten, aber nicht exklusiv. Nach Angaben eines Bosch-Sprechers gibt es Gespräche über weitere Projekte. Die Stuttgarter arbeiten bereits mit dem Energieversorger Vattenfall sowie dem Autobauer BMW in Hamburg zusammen. Im vergangenen Jahr wurde dort im Hafen ein Stromspeicher in Betrieb genommen, der ebenfalls aus zusammengeschalteten Batterien besteht; hier handelt es sich aber nicht um neue, sondern um gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen. Die 2600 Batteriemodule sorgen nach den Angaben für eine Leistung von zwei Megawatt und haben eine Speicherkapazität von knapp drei Megawattstunden. Die ausrangierten Lithium-Ionen-Batterien stammen aus Elektroautos von BMW (Modell i3 und i7). Auch Daimler kümmert sich im Rahmen eines Projekts im westfälischen Lünen um gebrauchte Batterien, die aus Elektroautos der Marke Smart stammen.

Von Speichern für den Hausgebrauch lässt Bosch die Finger

Der Speicher hat nach Angaben der Projektpartner, zu denen unter anderem das Recyclingunternehmen Remondis und die Daimler-Batterietochter Accumotive gehören, eine Kapazität von 13 Megawattstunden. Bei der Vorstellung des Projekts hieß es, dass die Batterien im stationären Betrieb noch mindestens zehn Jahre eingesetzt werden könnten.

Bosch hat bei seinen Projekten Großspeicher im Visier. Der US-Elektroautopionier Tesla bietet hingegen unter dem Produktnamen Powerwall Speicher für den Hausgebrauch an, die in Kombination mit Solaranlagen auf dem Dach arbeiten. Auch Daimler ist in dieses Geschäft eingestiegen. Bosch hat nach Prüfung der Perspektiven letztlich Abstand davon genommen.