Die illegale Jagd auf Elefanten und Rhinozerosse in Afrika erreicht enorme Ausmaße. Vor allem in Asien ist das Interesse an Elfenbein und Nashörnern groß. Ein chinesischer Basketballstar soll seine Landsleute nun zum Umdenken bewegen.

Kenia - Yao Ming, chinesischer Basketballstar aus Shanghai, mit 2,29 Metern bis vor kurzem der größte Spieler der US-amerikanischen National Basketball Association, hat eine neue Aufgabe gefunden: Den Schutz großer Tiere. Der Hüne war in Kenia und Südafrika, um sich des Schicksals von Nashörnern und Elefanten anzunehmen, der „sanften Giganten“, wie Yao sagt. Seit 2008 schnellt die Zahl illegal gejagter Tiere in die Höhe. 1979 gab es laut UN-Angaben in 37 Ländern südlich der Sahara noch 1,3 Millionen Elefanten. Jetzt liegt die Zahl unter 600 000, Tierschützer sagen: eher bei 450 000. Zehntausende werden jedes Jahr getötet, um an die kostbaren Stoßzähne zu kommen. Der Hauptmarkt: China, wo Elfenbein ein Statussymbol für die schnell wachsende Mittelschicht ist. Yao, daheim eine Berühmtheit, soll Millionen Fans über die blutige Herkunft der weißen Kostbarkeit aufklären. Er will bei den Landsleuten ein Umdenken bewirken.

 

Noch verheerender ist die Lage bei den Nashörnern. In Südostasien werden ihren Hörnern sagenhafte Heilkräfte zugeschrieben, selbst gegen den Krebs. Der Preis für Hornpulver ist auf 65 000 Dollar pro Kilo hochgeschnellt, als Hauptumschlagplätze gelten Vietnam und Laos.

Das Volumen des illegalen Tierhandels wird auf weltweit bis zu zehn Milliarden Dollar im Jahr geschätzt. Immer häufiger stoßen Fahnder auf gewaltige Elfenbein-Bestände. Im Juni wurden in Gabun 4825 Kilogramm verbrannt. Ende Oktober entdeckten Zöllner in Hongkong die bisher größte Ladung im Werte von 3,4 Millionen Dollar – in Containern aus Kenia und Tansania, deren Inhalt als „Plastikmüll“ etikettiert war. Gleichzeitig fand die Polizei in Dar es Salaam 214 Stoßzähne, versteckt in Düngerverpackungen und einem Sarg. Die Wilderei, sagt ein tansanischer Abgeordneter, sei in seinem Land außer Kontrolle: Jeden Tag würden 30 Elefanten getötet.

Wildhüter rücken mit Panzerfäusten aus

Es ist eine Schlacht. Im September wurden im Zakouma Park (Tschad) fünf Wildhüter von Wilderern getötet. In Kameruns Bouba Ndjida Nationalpark brachte eine berittene Wilderer-Gang, die über den Tschad kam und vermutlich aus dem Sudan stammte, im Februar etwa 300 Elefanten zur Strecke. Die unbewaffneten Parkwächter konnten nur die Flucht ergreifen. Schließlich griff das Militär ein. Es gab Tote auf beiden Seiten. Die Zentralafrikanische Republik, erklärt Jean-Bernard Yarissem, der Koordinator des WWF im Land, „wird belagert von gut bewaffneten, transnationalen Wilderer-Gangs, die die Sicherheit wie die wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven des Landes ernsthaft bedrohe.“

Im Garamba Nationalpark im Nordosten Kongos rücken die 140 Wildhüter heute mit Panzerfäusten, Sturmfeuer- und Maschinengewehren aus. Denn der Gegner, sagt einer von ihnen, schieße „wie im Irak“. Über Jahre versorgten sich Milizen im Garamba Park mit dem neuen Zahlungsmittel für ihren Waffennachschub. Wissenschaftler und Parkverwalter sind überzeugt, das auch das Militär aus Uganda mit Hubschraubern auf Elefantenjagd geht. Von den einst 400 000 Elefanten im riesigen Kongo sollen weniger als 20 000 übrig sein. Das äußerst seltene nördliche Breitmaulnashorn ist quasi ausgerottet. Nur in Kenia leben, streng bewacht, noch vier Exemplare, herbeigeschafft aus einem Prager Zoo. Statt Hörnern tragen sie Radiosender.

Nashörner werden sogar aus Museen geklaut

Auch der Kenya Wildlife Service geht längst mit schweren Waffen und Hightechgerät auf Patrouille. Oft kommt es zu Feuergefechten mit Wilderern. Erst Anfang November erschossen Ranger bei Nyeri zwei Männer, die mit G3-Gewehren in ein Nashornreservat eindrangen. An den Flughäfen von Nairobi und Mombasa schnüffeln Spezialhunde nach Elfenbein. Sie sollen seit 2009 acht Tonnen aufgespürt haben. Inzwischen werden Stoßzähne dort gern in Containern mit Früchten und Fisch versteckt, notfalls in Chili eingepackt – damit die Hunde nicht anschlagen. Die Menge beschlagnahmten Elfenbeins hat sich in Kenia in den vergangenen fünf Jahren verachtfacht. 2011 wurden weltweit 38,8 Tonnen Elfenbein sichergestellt – was etwa 4000 toten Elefanten entspricht. Westafrika gilt als weitgehend leer gefegt.

Und das Geschäft mit Nashörnern ist so attraktiv, dass sogar Museen in Europa überfallen werden. Im Offenburger Ritterhausmuseum etwa schlugen Räuber Mitte Februar die Hörner eines Nashornkopfes mit einem Hammer ab. 2011 schlug die Nashorn-Mafia auch in Schweden, Großbritannien, Belgien, Tschechien, Portugal und Italien zu. Im Pariser Jagdmuseum fielen die Täter mit Tränengas ein. Viele Ausstellungen haben Nashörner längst durch Duplikate ersetzt.

Mitunter zeigen sich die Horn-Jäger äußerst erfinderisch. „In aller Demut“ entschuldigte sich der Angeklagte Chumlong Lemtongthai kürzlich vor einem Gericht in Südafrika beim ganzen Volk. Der Thai hatte sich den Umstand zunutze gemacht, dass südafrikanische Behörden immer wieder Lizenzen für die Jagd auf Nashörner vergeben. Eine begrenzte Zahl von Touristen darf diesen „Sport“ betreiben – und die Hörner als Trophäen mitnehmen. Auch das ist ein gutes Geschäft, nicht zuletzt für viele private Wildpark-Betreiber. Um mehr solche Genehmigungen zu ergattern, heuerte Lemtongthai eine Gruppe thailändischer Prostituierter an, die für rund 800 Dollar als Jäger posierten. Die Schüsse feuerten andere ab. So ließ er gut zwei Dutzend Nashörner erlegen und orderte 50 weitere. Bezahlt wurde nach Gewicht: „Wir schießen, wie schneiden, wir wiegen, wir zahlen.“ Lemtongthai bekam eine drakonische Haftstrafe: 40 Jahre.

Yao Ming ist die letzte Hoffnung

Zwischen 1990 und 2005 wurden in Südafrika im Schnitt 14 Nashörner gewildert, 2011 waren es 440, in diesem Jahr sind es schon jetzt 528. „Es ist egal, wie viele verhaftet, wie viele getötet werden“, meint Pelham Jones von der „Vereinigung Privater Nashornbesitzer“, „die Nachfrage ist zu groß. Für jeden der verhaftet wird, kommen zehn nach. Wilderei ist im südlichen Afrika die neue Masche, schnell reich zu werden.“ Die letzte Hoffnung liegt nun auf dem Basketball-Hünen Yao Ming, der den Chinesen daheim das Leben und Leiden der Dickhäuter nahebringen will. In Kenia posierte der Promi vor den Leichen getöteter Elefanten. Das Interesse war enorm. Chinesische Fernsehteams drängten scharenweise ins Reservat. Bald soll die Kampagne in China fortgesetzt werden. Die Botschaft: „Wenn das Kaufen endet, hört auch das Töten auf.“