Bürgschaftsbank und Mittelständische Beteiligungsgesellschaft haben ihre Jahresbilanz vorgestellt. Die Zahlen sind solide – aber die Wirtschaftsministerin wirbt für mehr Start-up-Dynamik.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Solide Fallzahlen, höheres Finanzierungsvolumen, niedrige Ausfallquoten und ein steigender Anteil von Gründungs- und Nachfolgefinanzierungen. Aus Sicht der Bürgschaftsbank und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG), die als Instrument der Wirtschaftsförderung des Landes insbesondere junge und mittelständische Unternehmen mit Bürgschaften und Kofinanzierungen unterstützen, ist das Jahr 2016 erfolgreich verlaufen. Von „Kontinuität und Verlässlichkeit“ sprach Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank, bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Stuttgart.

 

Zwar ging die Zahl der unterstützten Unternehmen von 2271 auf 2172 zurück, gleichzeitig stieg aber das Kredit- und Beteiligungsvolumen von 516,5 Millionen Euro auf 526,8 Millionen. Die MBG beteiligte sich 2016 an 126 Unternehmen (Vorjahr 118). Dabei stieg der Anteil von Gründungen, Unternehmensnachfolgen und Risikokapital-Investitionen deutlich auf nun rund 40 Prozent. „Wir sind der größte Beteiligungskapitalgeber in Deutschland – vor Bayern“, sagte der MBG-Geschäftsführer Dirk Buddensiek und betonte das Ziel, solide, nachhaltige Firmen aufzubauen: „Existenzgründung ist wie ein Zehnkampf, um am Ende als Mittelständler im Ziel anzukommen.“

Hoffmeister-Kraut will mehr Dynamik

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Krautt warb allerdings darum, darüber hinauszublicken. „Ein Start-up im Land will Mittelständler werden – und in Berlin sucht man nach zwei Jahren den Exit“, sagte die Ministerin. Das spreche für das Land: „Wir müssen aber eine größere Dynamik hineinbekommen.“ Baden-Württemberg liege bei der Zahl der Gründungen nicht in der deutschen Spitzengruppe. Man müsse neue Wege gehen und schneller werden.

Der Fokus der Programme von Bürgschaftsbank und MBG liegt bisher auf Gründungen in einer frühen Phase und der Förderung von kleinen und mittelständischen Betrieben etwa bei der Nachfolgeregelung und bei Investitionen. Das durchschnittliche verbürgte Kredit- und Beteiligungsvolumen liegt bei der Bürgschaftsbank bei für die Maßstäbe von expansionsbereiten Start-ups vergleichsweise niedrigen 178 000 Euro. Dies ist allerdings bereits ein Drittel mehr als vier Jahre zuvor und damit ein Beleg dafür, dass Gründer einen wachsenden Kapitalbedarf haben.

Startfinanzierung wird aufgestockt

Bei der genannten Startfinanzierung 80, bei der das Ausfallrisiko der Hausbank zu achtzig Prozent von der Bürgschaftsbank übernommen wird, wird deshalb von April an das maximale Darlehensvolumen bei Einzelgründern von 100 000 auf 125 000 Euro und bei Gründerteams von 400 000 auf 500 000 Euro aufgestockt. Hier vergibt die L-Bank als Partner ein zusätzliches, zinsvergünstigtes Förderdarlehen.

Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium arbeitet allerdings zurzeit an einem Landes-Risikokapitalfonds, der jenseits der bisherigen Förderprogramme dazu dienen soll, privates Kapital zu mobilisieren. Aus fünf Millionen an geplanten Landesmitteln sollen so am Ende 40 bis 50 Millionen Euro werden. Details zu dem geplanten Fonds will die Ministerin in Kürze präsentieren.