Die Anti-Euro-Bewegung nährt sich von der wachsenden Skepsis im bürgerlichen Lager, kommentiert StZ-Korrespondent Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Es klingt paradox: Angela Merkel hat bei der Wahl im Herbst gerade deshalb gute Chancen, sich als Kanzlerin zu behaupten, weil eine große Mehrheit der Deutschen ihrer Euro-Politik Vertrauen entgegenbringt. Just auf diesem Feld erwächst ihr jedoch Gefahr. Alle Umfragen, die besagen, dass zwei Drittel der Bürger, Merkels Rettungskurs für richtig halten, lassen sich halt auch umgekehrt lesen: Ein Drittel misstraut der Regierungschefin offenbar. Das ist ein immenses Reservoir für eine Protestpartei wie die „Alternative für Deutschland“, die sich am Sonntag konstituiert hat. Sie verleiht einem Unmut Stimme, den auch in der Union nicht wenige hegen, selbst wenn sie nicht gleich offen gegen ihre Vorsitzende rebellieren. In der Anti-Euro-Partei versammeln sich Leute, die früher Merkel gewählt haben.

 

Die selbst ernannte „Alternative“ lenkt den Blick auf unbequeme Wahrheiten – auf die Ungereimtheiten der Euro-Rettungspolitik. Wie groß die Skepsis hinsichtlich dieser Angelegenheit auch im Regierungslager ist, wird sich diese Woche wieder zeigen, wenn der Bundestag über die Zypernhilfe abstimmt. Eine wirkliche Alternative haben die Eurogegner nicht zu bieten. Wo konkrete Antworten gefragt wären, bleiben sie vage. Doch es reicht ja schon, wenn sie zwei, drei Prozent der Wähler ansprechen, um ein Stolperstein für Merkel zu werden.