Die Grünen im Gemeinderat wollen Autofahrern, die durch Wohngebiete abkürzen, den Kampf ansagen: In einem aktuellen Antrag fordern sie versenkbare Poller, etwa für den Hohlweg von Rohracker hinauf nach Stuttgart-Sillenbuch. Die Stadtverwaltung hegt aber Befürchtungen.

Sillenbuch - Seit gut einem Jahr diskutieren die Bezirksbeiräte aus Sillenbuch und Hedelfingen, die Stadtverwaltung und Anwohner über den Hohlweg von Rohracker bis hinauf zur Filderebene. Der landwirtschaftliche Weg zwischen der Tuttlinger und der Sillenbucher Straße wird nämlich erwiesenermaßen von Pendlern als Schleichweg genutzt. Nun hat sich auch die Grünen-Gemeinderatsfraktion in die Diskussion eingeschaltet.

 

Die Grünen stören sich grundsätzlich daran, dass Autofahrer zunehmend durch Wohngebiete abkürzen würden. Die Kolonnen hätten vielerorts in der Stadt in unzumutbarer Weise zugenommen – als besonders beispielhaft im negativen Sinn empfinden die Stadträte eben jene Trasse zwischen Rohracker und Sillenbuch. Dort hat die Stadtverwaltung bei Stichproben bis zu 80 Autos zu Stoßzeiten gezählt.

Während der Sillenbucher Bezirksbeirat die Stadtverwaltung beauftragt hat, zu prüfen, ob man den Hohlweg nicht komplett schließen könnte, schwebt den Gemeinderats-Grünen eine „anwohnerfreundliche Unterbindung des Schleichverkehrs“ durch versenkbare Poller vor, die die Anwohner per Fernbedienungen kontrollieren könnten. „Moderne und selektiv wirkende Durchfahrtssperren werden den Bürgern vorenthalten, zumal wir davon ausgehen, dass auch die Stadtverwaltung den Stand der Technik mit anliegerfreundlichen Durchfahrtssperren kennt, die in vielen Städten Baden-Württembergs bereits praktiziert werden“, heißt es in einem Antrag, den die Fraktion eingebracht hat.

Solche Poller gibt es bislang nur in Untertürkheim

Nicht nur jener Hohlweg ist den Grünen ein Dorn im Auge. Sie haben die Stadtverwaltung aufgefordert, die Einführung beweglicher Sperren in folgenden Straßen zu prüfen: Zuckerleweg Bad Cannstatt, Wangener Höhenweg, Hasenbergsteige, Steinenhausen-/Kantstraße, Vorsteigstraße, Wernlinstraße, Feuerleinstraße, Herdweg, Stedinger/Goslarer Straße in Weilimdorf, Hofener Straße sowie den Feldweg zwischen der Christian-Belser-Straße und der Straße „Im Betzengaiern“ in Sonnenberg. Zudem solle die Stadtverwaltung weitere Strecken benennen, auf denen dasselbe Problem bestehe. Geht es nach der Fraktion, werden im nächsten Doppelhaushalt direkt Mittel dafür zur Verfügung gestellt.

Versenkbare Poller gibt es laut dem Stadt-Sprecher Martin Thronberens bislang nur in Obertürkheim. 2015 sind auf Wunsch des dortigen Bezirksbeirats an der Ecke Augsburger und Uhlbacher Straße zwei mechanisch versenkbare Hürden montiert worden. Die können manuell per Schlüssel heruntergefahren werden.

Die Schlüssel haben nur der Fahrer des Bücherbusses und der Bezirksvorsteher. Automatisch versenkbare Poller wurden aus Sicherheitsgründen nicht verwendet – wegen möglicher Unfallgefahren beim Ab- und Auftauchen, fügt der Stadtsprecher Martin Thronberens an.

Der Bezirksvorsteher ist für die Poller

Einen Fürsprecher für Sillenbuch gibt es schon: Peter-Alexander Schreck, der Bezirksvorsteher, findet die Technik „cool“. Aus seiner Sicht kommt nichts anderes als eine Sperrung des Hohlweges infrage.

In Hedelfingen, wo das Ganze vor gut einem Jahr durch Beschwerden von Anwohnern in einer Bezirksbeiratssitzung aufs Tapet gekommen war, hält man sich bedeckt – auch, was eine gemeinsame Veranstaltung angeht, die die Sillenbucher sich wünschen. „Der Bezirksbeirat Hedelfingen will abwarten, bis der Bericht der Stadtverwaltung vorliegt“, erklärt Kai Freier, der Bezirksvorsteher. Und aus dem Stadtplanungsamt ist von Andreas Hemmerich zu erfahren, dass Ergebnisse wohl erst zwischen Ostern und Pfingsten zu erwarten seien.

Bis dahin vertröstet die Stadtverwaltung auch die Grünen in puncto versenkbare Poller. Dass die aber eine Chance haben, scheint unwahrscheinlich. Laut dem Sprecher Martin Thronberens sieht die Stadtverwaltung diese Technik wegen einer erhöhten Unfallgefahr kritisch.