Einem CDU-OB Wolfgang Schuster hätten Sie ein solches Vorgehen unter Zeitdruck wohl nicht so einfach durchgehen lassen?
Doch – wenn es nachvollziehbar gewesen wäre. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir mehr Zeit gehabt hätten. Aber man muss schon differenzieren zwischen der damaligen Entscheidung, frisches Geld zuzuschießen, und der Auflösung der Bad Bank, ohne dass neue Kosten entstehen. Wie Sie wissen, haben wir es seinerzeit abgelehnt, fast eine Milliarde an städtischen Mitteln in die LBBW zu stecken. Diese Entscheidung ist ohne unsere Zustimmung gefallen. Die Bad Bank ist eine Folge dieser Entscheidung. Jetzt wollten wir dieses Resterbe mit möglichst geringen Verlusten loswerden, um das Kapitel abzuschließen.
Wir haben den Eindruck, dass Sie mit Ihrem Parteifreund Fritz Kuhn da pfleglicher umgehen als andere Stadträte. Das gilt auch für Themen wie etwa die Baumfällungen beim Bau der John-Cranko-Ballettschule oder sein Schweigen bei Kulturprojekten wie den Wagenhallen oder dem Varieté. Ein Fall von Beißhemmung?
Nein. Der OB schafft erst und redet dann. Wir Grüne kritisieren die Verwaltung und auch den OB, wenn es gerechtfertigt ist. Und mit diesem OB kann man reden, und er redet auch mit allen. Fraktionssprecherrunden mit Fritz Kuhn sind inzwischen Standard im Rathaus. Es ist aber kein Nachteil, dass Fritz Kuhn auch ein Grüner ist.
Vor der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats gab’s in der Domkirche St. Eberhard Appelle zur Zusammenarbeit auch mit dem politischen Gegner. Nach dem Gottesdienst brach bei der Wahl der Innenstadt-Bezirksvorsteher der erste Streit aus. Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die künftige Zusammenarbeit mit CDU und SPD?
Ich bin zuversichtlich. Das Verhältnis der Fraktionschefs untereinander ist sehr gut.
Sie sitzen ja im Rat inzwischen Schulter an Schulter mit CDU-Fraktionschef Kotz.
Stimmt, aber vorher saß ich schon neben der CDU-Stadträtin Iris Ripsam. Von daher hat sich zumindest die Sitzordnung kaum verändert. Ich verstehe mich durchaus mit Alexander Kotz, aber auch mit dem neuen SPD-Fraktionschef Martin Körner. Natürlich ist die Wahl von Tatjana Strohmaier als Bezirksvorsteherin für S-Ost nicht optimal gelaufen. Das hat aber keine langfristigen Auswirkungen auf die Zusammenarbeit.