Und wie steht’s um die strategisch noch vorhandene ökosoziale Mehrheit?
Wir haben jetzt mehrere Optionen: einerseits eine an Inhalten orientierte Zusammenarbeit mit der CDU, andererseits auch mit der SPD und der Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus. Für uns Grüne geht es darum, für unsere Themen Mehrheiten zu finden. Ob die im Einzelfall breit oder knapp ausfallen, wird man sehen. Die spannende Frage ist, wie verlässlich man mit der neuen, linken, bunter gewordenen Fraktionsgemeinschaft kooperieren kann.
Apropos: wie läuft denn die Kooperation mit Ihrer neuen Co-Fraktionssprecherin Anna Deparnay-Grunenberg?
Gut. Wir arbeiten ja schon seit fünf Jahren in der Fraktion zusammen. Ich glaube, dass wir vielleicht anders zusammenarbeiten als ihre Vorgängerin Silvia Fischer und ich, aber die Kommunikation zwischen uns stimmt.
In den nächsten fünf Jahren wird Stuttgart vor allem durch die Stuttgart-21-Baustellen geprägt, Belastungen für die Bevölkerung sind unausweichlich. Wie stellen sich die Grünen eine präventiv-konstruktiv-kritische Begleitung des Projekts vor?
Wir haben in den vergangenen Jahren schon den Finger in die Wunde gelegt. Wir haben immer wieder nachgebohrt, beim Thema Entschädigung der Grundstückseigentümer, beim Thema Grundwasser und aktuell beim Thema Rostwasser in den Rohren für das Grundwassermanagement. Auch bei Baustellenverkehr haben wir nachgehakt, während andere Fraktionen die Augen vor den manigfaltigen Problemen verschließen. Wir werden die Probleme auch künftig ansprechen.
Können Sie sich ein Szenario vorstellen, bei dem die Stadt doch noch über einen Ausstieg aus S 21 nachdenkt?
Da müsste wohl schon der Bahnhofsturm in die Baugrube fallen. Die Projektbefürworter-Mehrheit im Rat und auf allen anderen politischen Ebenen ist ja die gleiche wie vor dem Wahltag im Mai.