Cem Özdemir hat von seiner außenpolitischen Expertise profitiert und wurde beim Parteitag der Grünen mit einem guten Ergebnis als Parteichef bestätigt. Er sollte 2017 die Spitzenkandidatur der Grünen anstreben, fordert StZ-Kommentator Christoph Link.

Halle - Es ist die Stunde der Außenpolitiker, und als solcher hat sich der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, seit Jahren profiliert. Mit dezidierten Äußerungen gegen den fundamentalistischen Islam hat der türkischstämmige Grüne auch seine Parteifreunde auf ihrem Kongress in Halle an der Saale beeindruckt. Er ist zudem der Mann, der schon vor Jahren seine Partei darauf eingeschworen hat, dass der Kampf gegen die Islamisten nicht „mit der Yogamatte“ unter dem Arm zu gewinnen sei. Özdemir, mit sieben Jahren im Amt des Parteichefs einer der dienstältesten Spitzengrünen, ist mit einem beeindruckenden Ergebnis wiedergewählt worden. Das stärkt seine Position.

 

Er kann aus seiner eigenen Lebenserfahrung glaubwürdig Stellung nehmen zu den großen Themen der Zeit, die sich aus dem Terror und der Flüchtlingsbewegung ergeben: Zuwanderung, gesellschaftliche Eingliederung und Bildungsgerechtigkeit. Özdemir, der zum realpolitischen Flügel zählt, war schlau genug, den offenen Schlagabtausch mit dem linken Flügel in Halle zu meiden. Er weiß, dass die dramatische Terrorbedrohung seine Sicht der Dinge festigt. Die Grünen schließen gegen den Islamischen Staat nichts mehr aus. Özdemir sollte die Gunst der Stunde nutzen und sich zur Spitzenkandidatur für den Wahlkampf 2017 bereit erklären.