Ein abgewählter Grünen-Abgeordneter kehrt als BWI-Chef nach Stuttgart zurück – das stinkt nach Parteibuchwirtschaft, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller. Warum wird der Posten eigentlich nicht ausgeschrieben?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Man kann es nur schamlos nennen, wie sich die regierenden Grünen bei Baden-Württemberg International (BWI) bedienen. Ungeniert besetzen sie den eigentlich parteifernen Posten des obersten Landeswerbers nach Parteibuch. Der einst von der SPD empfohlene und von der Wirtschaft gelobte Chef wird abserviert, an seine Stelle rückt ein abgewählter Landtagsabgeordneter und unterlegener OB-Kandidat der Ökopartei – das riecht nicht nur nach Versorgung, es stinkt.

 

Der Grünen-Aspirant – Schmidt-Eisenlohr sein Name – mag tatsächlich so gut sein, wie er nun allenthalben gelobt wird, vorneweg von Winfried Kretschmann. Warum aber kann er dann nicht im Wettbewerb bestehen? Als Grün-Rot vor fünf Jahren einen neuen BWI-Chef kürte, wahrte man mit einer Ausschreibung zumindest den Anschein eines offenen Verfahrens; am Ende kam dann doch der Wunschkandidat heraus.

Grün-Schwarz macht sich nicht einmal mehr diese Mühe und vergibt damit die Chance, dass sich noch jemand Besseres meldet. Wozu auch: Es gelten ja die Vorschlagsrechte, mit denen man die Beute schon unter sich aufgeteilt hat. Angesichts der Nebenabreden wirkt es nur peinlich, wie sich der Ministerpräsident als gänzlich Unbeteiligter geriert. Man darf gespannt sein, ob die Wirtschaftsverbände das Spiel im BWI-Aufsichtsrat mitspielen.